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"Bild.de" vs. "Sportschau" oder ein nettes Nebeneinander?

Im August beginnt die neue Saison und damit ein neues Medien-Angebot: "Bild.de" darf erstmals bewegte Bilder von der Fußball-Bundesliga im Internet zeigen und tritt damit in Konkurrenz zum TV-Klassiker "Sportschau". Michael Rossmann berichtet.

Köln (dpa) - Die nächste Saison der Fußball-Bundesliga bietet ein ganz neues Duell. "Bild.de" gegen "Sportschau" heißt der Medien-Zweikampf. Der Axel Springer Verlag hat für das Internetportal Bild.de von der Deutschen Fußball Liga (DFL) Rechte erworben und darf eine Stunde nach Spielschluss bewegte Bilder zeigen. Damit gibt es eine echte Konkurrenz für die traditionsreiche TV-Sportsendung der ARD. Allerdings kostet der Spaß unter dem Namen "Bildplus" den Fußballfan mindestens 7,98 Euro im Monat.

Zwar gab es in der Vergangenheit schon mehrere Versuche, die Fußball-Bundesliga ins Web und vor allem auf das Smartphone zu bringen. Doch mit dem Einstieg von Springer könnte es gelingen, die Angebot aus der Nische zu holen. Die ARD gibt sich jedoch gelassen. "Es war noch nie eine unserer Stärken, angstgetrieben zu sein", sagt Steffen Simon, der Leiter der "Sportschau", mit demonstrativem Selbstvertrauen: "Wir stehen wie ein Monolith da." Mehr als fünf Millionen Zuschauer schauen im Durchschnitt den großen Klassiker der Fußball-Berichterstattung.

"Das ist ein großer Versuch", gibt Donata Hopfen zu, die als Geschäftsführerin für den Digitalbereich von "Bild" verantwortlich ist. "Wir glauben, dass wir das nicht ganz dumm gemacht haben." Zu den Erwartungen des Konzerns will oder kann sie nicht viel sagen: "Es ist schwierig mit einem Produkt, das es noch nicht gibt, Marktforschung zu machen."

Zumindest bietet das Digitalangebot von "Bild" etwas bisher einzigartiges. Der Abonnent kann sich seine ganz persönliche Sportsendung zusammenstellen. Von allen Spielen bietet das Internetportal Zusammenfassungen, die zwischen 90 Sekunden und sechs Minuten lang sind. Der Kunde kann sich beispielsweise dreimal nacheinander die lange Version des Bayern-Spiels anschauen, anschließend zweimal Dortmund in der Kurzversion sehen - und den Rest weglassen.

Die Fans können die Bundesliga laut Hopfen "in ihrer Reihenfolge, in ihrer Häufigkeit" anschauen. Kommentiert werden die Zusammenfassungen von externen Reportern in Ismaning. Dort sitzt Plazamedia, ein Tochterunternehmen der Constantin Sport Medien, und arbeitet im Auftrag des neuen Bundesliga-Anbieters. Zuvor hatte das Unternehmen auch "Liga Total!" für die Telekom produziert.

Dazu gibt es weitere Internet-Angebote, interaktiv will "Bild.de" sein. "Wir glauben, dass wir ganz innovativ um die Ecke kommen", sagt die Geschäftsführerin für den Digitalbereich von "Bild". Die potenziellen Zuschauer "sind jüngere Internet-Natives". Aber ob die Geld zahlen wollen? "Es ist schwer, das zu prognostizieren", sagt Hopfen: "Wir haben ein Paket erworben, von dem wir noch gar nicht wissen, wie es läuft."

Der Fußball soll ein Hebel für das neue Bezahlmodell des Springer-Konzerns sein. Die Bundesliga-Videos können nur Nutzer buchen, die sich für eines von drei Abo-Pakete entschieden haben; das günstigste kostet 4,99 Euro im Monat. Dazu kommen 2,99 Euro für die bewegten Bundesliga-Bilder. Nach Mitternacht sind sie kostenlos.

Einen "Versuchsballon" nennt "Sportschau"-Chef Simon das Konkurrenzprodukt und sagt durchaus anerkennend: "Das ist Aufbauarbeit, die geleistet wird." Der Leiter der "Sportschau" glaubt an ein Nebeneinander und daran, dass die Traditionssendung keinen Schaden nimmt. Zumal die "Sportschau" in der neuen Rechteperiode erstmals parallel im Internet gezeigt werden darf.

Wenig Kunden dürfte "Bild.de" unter den rund 3,4 Millionen Sky-Abonnenten finden. Denn der Bezahl-Sender hat in seinem neuen Paket nicht nur Rechte für das Pay-TV, sonder auch für Web-TV, IP-TV und Mobile-TV. Und Sky zeigt schneller als alle anderen die erste Zusammenfassung der Bundesliga.

Michael Rossmann