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Newsroom – Henning Kornfeld

Antonio Rüdiger gegen Julian Reichelt: Islamisten-Geste ja oder nein?

Antonio Rüdiger gegen Julian Reichelt: Islamisten-Geste ja oder nein? In einem Instagram-Post zeigt Fußballer Antonio Rüdiger den „Tauhid“-Finger (Screenshot: Instagram)

Der Fußball-Nationalspieler hat Strafanzeige gegen den Journalisten und Ex-„Bild“-Chef gestellt. Reichelt hatte ihm vorgeworfen, in einem Instagram-Post eine islamistische Geste gezeigt zu haben.

Berlin – Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger hat bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen den Journalisten und Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt gestellt. Der Grund: Reichelt hatte ihm vorgeworfen, in einem Instagram-Post eine islamistische Geste gezeigt zu haben. Laut der Nachrichtenagentur SID basieren Rüdigers Anzeigen auf den Vorwürfen der Beleidigung beziehungsweise Verleumdung, der verhetzenden Beleidigung und Volksverhetzung. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) geht juristisch gegen Reichelt vor: Er meldete den Fall bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt.

 

Darum geht es: Der gläubige Muslim Rüdiger hat zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan am 11. März ein Foto auf Instagram veröffentlicht, das ihn in einem weißen Gewand, mit einer Gebetskappe auf dem Kopf und auf einem Gebetsteppich hockend zeigt. Sein rechter Zeigefinger weist nach oben. Dazu postete Rüdiger den Satz: „Ramadan Mubarak to all Muslims around the world. May the almighty accept our fasting and prayers“. Reichelt wertete Rüdigers Geste in Tweets bei X als „Islamisten-Gruß“. Auch das rechte Internetportal Nius, dessen Chefredakteur Reichelt ist, nahm sich des Falls an.

 

Bei X hat Reichelt bereits auf die Strafanzeigen reagiert: „Soeben habe ich aus den Medien erfahren, dass Antonio Rüdiger und der DFB mich angezeigt haben, weil ich hier darauf aufmerksam gemacht habe, dass Rüdiger auf einem Instagram-Post den Gruß der Islamisten zeigt“, schreibt er dort. „Diese Geste ist in den letzten zwei Jahrzehnten von Terroristen vollständig vereinnahmt worden. Er ist unstrittig zum Gruß von ISIS und islamistischen Mördern in aller Welt geworden, von Menschen, die auch in Berlin gemordet haben und Unheil und unermessliches Leid über die Welt bringen. Wer als erwachsener Mensch diesen Gruß zeigt und in der Vergangenheit mindestens einmal Posts von Islamisten geliked hat, weiß das sehr genau.“

 

Wie ist Rüdigers Geste tatsächlich zu bewerten? Die „Bild“, die als erstes Medium über die Strafanzeigen gegen Reichelt berichtet hat, hat dazu mehrere Stimmen eingeholt, unter anderem auch vom Bundesinnenministerium. Rüdiger hat demnach die „Tauhid-Geste“, gezeigt, die sinngemäß bedeute: „Es gibt keinen Gott außer Allah“. Aus Sicht des Bundesinnenministerium sei der „Tauhid“-Finger „als Glaubensbekenntnis zu verstehen und insofern mit Blick auf die öffentliche Sicherheit als unproblematisch einzuordnen“, heißt es in der von „Bild“ zitierten Stellungnahmme des Minsteriums. Das gelte unabhängig von der Tatsache, „dass islamistische Gruppen dieses Symbol vereinnahmen und für ihre Zwecke missbrauchen“. Das Zeichen könne allerdings in bestimmten Kontexten als Zeichen einer salafistischen bzw. islamistischen Radikalisierung angesehen werden, wenn Akteure sich bewusst dieser Mehrdeutigkeit bedienen. Hier komme es auf die Betrachtung im Einzelfall an. Laut „Bild“ haben die meisten von der Zeitung angefragten Experten bestätigt, dass die „Tauhid-Geste“ nicht grundsätzlich ein Extremisten-Symbol sei.