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Früherer Volkswagen-Kommunikationschef: Für Klaus Kocks sind Journalisten „Pharisäer“

Einen denkwürdigen Auftritt hat Klaus Kocks jetzt vor Nachwuchsjournalisten der Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Wetzlar absolviert. Von Christoph Nitz.

 

Wetzlar - Prof. Dr. Klaus Kocks, heute PR-Berater und früher Kommunikationsvorstand der Volkswagen AG, hielt die Abschlussrede der dreitägigen Fortbildung „Medienrecht und Medienethik“.

Kocks ging in seinem Vortrag, den NEWSROOM dokumentiert, der Frage nach, ob der Leitsatz von Netzwerk Recherche „Journalisten machen keine PR“ tatsächlich die Wirklichkeit beschreibt.

Richtiger, so Kocks, müsse es allerdings heißen: „Sie tun es, aber sie sollen es nicht tun.“

Besonders bei der "Königsdisziplin des Journalismus, das sogenannte Investigative" lägen "Licht und Schatten" sehr eng beieinander. Die investigativen Ressorts seien das "Haupteinfallstor für schwarze PR", Kocks selbst kenne zahlreiche Fälle, in denen sich "die Redaktionen als vierte Gewalt wähnten, aber Handlanger einer fünften waren.

Au Backe, "Journalisten sind Pharisäer" - steile Thesen von Klaus VW-Kocks http://t.co/249uTS2u7Q

— Jochen Eversmeier (@eversmeier) 6. November 2014

Selbst die Enthüllungen von Watergate waren, so Kocks weiter, "eine PR-Nummer von ›deep throat‹, der ein Geheimdienstmann war, also Regierungs-PR."

Klaus Kocks gab den angehenden Journalisten drei Regeln mit auf den Weg.

1. Journalisten machten „Leerraum an Werbetreibende verkäuflich“, in dem sie diesen mit redaktionellen Inhalten ummantelten: „Journalisten machen PR für Verleger, indem sie Leerraum ökonomisieren, zur Ware aufwerten. Journalisten nehmen dafür Geld, von Verlegern.“

2. Journalisten seien PR-Verwerter, „ohne deren ‚retail’ der ‚wholesale‘ nicht funktionieren würde.“

3. Im Aufmerksamkeitswettbewerb sei es der Skandal, der das Produkt des Journalismus verkäuflich mache: „Das Haupteinfallstor für PR in Redaktionen und damit in die Öffentlichkeit sind heute die sogenannten Investigativredaktionen, die mit kargen Mitteln in einem mörderischen Wettbewerb konkurrieren und dankbar für jeden Rechercheanlass sind, den PR anliefert.“

Klaus Kocks schließt seine Rede mit dem Satz: „Journalisten sind PR-Leute, die eben das leugnen, Pharisäer also.“

Christoph Nitz