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Zoff im Burda-Management

Zoff im Burda-Management Oliver Eckert (Foto: Burda Forward)

Oliver Eckert galt als Kandidat für den Vorstand von Burda. Im Herbst verließ er den Medienkonzern plötzlich. Was waren die Gründe dafür? Und wie beeinflusste der neue Vorstandsvorsitzende Martin Weiss, der selbst unter Druck steht, diese Entscheidung? „kress pro“ untersucht die Fragen genauer.

Offenburg – Ende September bewahrheitete sich wieder mal eine alte Weisheit: An der Spitze wird die Luft dünn. Überraschend meldete Burda den Abgang von Oliver Eckert. Der smarte Manager galt im Haus lange als Kandidat für den Vorstand. Hatte er doch die Digitalsparte BurdaForward (u. a. „Focus Online“, „Chip“, bunte.de, „TV Spielfilm“, „Finanzen100“, „E-Fahrer“) jahrelang erfolgreich geführt. Erst Ende vergangenen Jahres hatte er daher zusätzlich im Gespann mit Manuela Kampp-Wirtz und Elisabeth Varn die Geschäftsführung des BurdaVerlags übernommen, in dem das Medienunternehmen sein traditionelles Magazingeschäft bündelt.


Dort, so zeigen Recherchen von „kress pro“, löste der Digitalprofi viel Unmut aus. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Kampp-Wirtz (zuständig für die Publishing-Bereiche News, u. a. „Bunte“, „Focus“, und Premium, u. a. „Instyle“, „Harper’s Bazaar“, „Elle“) und Varn (CFO und COO, zuständig für Women & Entertainment) funktionierte alles andere als harmonisch, berichten Insider übereinstimmend.

 

Über die Gründe für den Abgang gehen die Meinungen indes auseinander. Kritiker von Eckert monieren, der erfolgsverwöhnte Digitalmanager habe im Traditionsgeschäft nicht den richtigen Ton getroffen und dadurch das Ziel verfehlt, frischen Wind in die Einheit zu bringen. Andere Stimmen geben dagegen zu bedenken, dass der Veränderungswille bei vielen im alten Geschäft nur sehr eingeschränkt spürbar sei.

 

Klar ist: Das Scheitern Eckerts hat auch damit zu tun, dass Burda vor Jahren das Digitalgeschäft vom Traditionsgeschäft getrennt hat. Beispiel „Focus“: Während die Digitalsparte floriert, fehlt dem Magazin eine Perspektive. Bis heute findet sich etwa kein digitales Plus-Abo-Modell im Netz.

 

Es gärt bei Burda

Festhalten darf man auch, dass Burdas Vorstandsvorsitzender Martin Weiss kein rasendes Engagement zeigte, Eckert im Konflikt mit den Spitzenleuten des BurdaVerlags den Rücken zu stärken.

 

Das, so wollen interne Quellen wissen, hatte auch damit zu tun, dass es zwischen Weiss und Eckert zunehmend zu Spannungen kam, weil beide in entscheidenden strategischen Fragen unterschiedlicher Ansicht waren. Wie viel Medienhaus soll Burda in Zukunft noch sein? Wie viel Tech-Company? Dazu kommt ein unterschiedlicher Hintergrund: Eckert hat einen Leistungsausweis im Digital-Publishing, Weiss kommt aus dem Venture-Bereich.

 

Der neue Vorstandschef steht selbst unter Druck. Auch Wohlgesonnene im Haus monieren, Weiss könne bisher keine Erfolge vorweisen. Kritiker gehen noch deutlich härter mit ihm ins Gericht. Er sei zwar ein umgänglicher Zeitgenosse, aber lasse noch immer eine Vision für die Zukunft des Hauses vermissen. Dabei greift der Vorstandschef ein Prinzip an, das in der Vergangenheit zu den eisernen Grundsätzen gehörte: eine dezentrale Führung.

 

Es gärt in der erweiterten Führungsspitze bei Burda. Bereits vor einem Jahr hatte das „Manager Magazin“ nach Indiskretionen aus dem engsten Führungskreis zu Weiss notiert: „Eigene, zählbare Akzente setzte er bislang jedenfalls keine, was besorgte Führungskräfte langsam an den Rand der Weißglut treibt.“

 

Bisher konnte Weiss die Bedenken nicht zerstreuen, dass die Fußstapfen von Vorgänger Paul-Bernhard Kallen, der als Chef des Verwaltungsrats über ihn wacht, zu groß sind.

 

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