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Newsroom – Markus Wiegand

Zeitungen unter Druck – wer jetzt überlebt und wer wächst

Zeitungen unter Druck – wer jetzt überlebt und wer wächst Verleger Florian Ebner (Foto: IMAGO / Nordphoto)

Große Verlagshäuser kaufen zu, kleinere müssen um ihre Zukunft bangen. Florian Ebner, Geschäftsführer der Neuen Pressegesellschaft, gilt dabei als einer der strategischen Köpfe.

München – Auf dem deutschen Regionalzeitungsmarkt gibt es zwei Arten von Unternehmen: Käufer und Übernahmekandidaten. Angesichts der tiefgreifenden Strukturkrise wächst der Druck, größere Einheiten zu bilden, analysiert „kress pro“. Ein deutliches Zeichen dafür: In den vergangenen vier Monaten haben zwei große Verlagshäuser den Besitzer gewechselt. Die Neue Pressegesellschaft aus Ulm hat die Medienholding Süd und damit das Zeitungsgeschäft der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) in Baden-Württemberg übernommen. Künftig erzielt das Unternehmen mehr als 500 Millionen Euro Umsatz.


Auch die Madsack Mediengruppe hat ihre Position durch den Kauf der Nordwest Mediengruppe (u. a. „Nordwest-Zeitung“) gestärkt. Bereits Anfang des vergangenen Jahres hatte Madsack die „Sächsische Zeitung“ übernommen. Heute ist das Unternehmen mit mehr als 1,1 Milliarden Euro Umsatz unangefochtener Marktführer im Regionalzeitungsgeschäft. Ähnlich groß ist die Funke Mediengruppe, deren Umsatz jedoch auch stark vom Zeitschriftengeschäft getragen wird, in das das Unternehmen – wie zuletzt durch den Kauf der G+J-Titel – stark investiert hat. Ob Funke im Zeitungsbereich expandieren will, ist dagegen offen.


Die Medien Union und DuMont sind Sonderfälle. Beides sind Mischkonzerne, die auf Diversifikation setzen. DuMont hat sich vor mehr als fünf Jahren vom Geschäft in Halle, Hamburg und Berlin getrennt und erzielte 2023 mit 185 Millionen Euro nur noch deutlich weniger als die Hälfte des Umsatzes im Zeitungsgeschäft.


Spannend wird die Frage, wie sich die übrigen mittelgroßen Häuser sortieren. Ippen („Merkur“, HNA), Rheinische Post, die Presse-Druck- und Verlags-GmbH („Augsburger Allgemeine“) und die Neue Pressegesellschaft („Südwest Presse“, „Stuttgarter Zeitung“) müssen ebenso wie die NOZ Medien Holding („Neue Osnabrücker Zeitung“) und die Mediengruppe Bayern („Passauer Neue Presse“) die Frage beantworten, ob sie weiter wachsen wollen oder selbst womöglich eines Tages anlehnungsbedürftig werden. Denn in einigen Jahren werden vermutlich nur wenige große Häuser übrig bleiben. Hinzu kommen kleinere Verlage, die sich aus dieser Gruppe ihre Kooperationspartner auswählen.


Noch ist das Zeitungsgeschäft in Deutschland sehr mittelständisch geprägt. Nach den letzten verfügbaren Zahlen des Zeitungsforschers Horst Röper hatten die fünf größten Anbieter von Abozeitungen vor drei Jahren gemessen an der Auflage einen Marktanteil von 38 Prozent. Zum Vergleich: Vor 15 Jahren lag der Anteil mit 32,3 Prozent auf ähnlichem Niveau. Alles deutet darauf hin, dass die große Konsolidierung erst bevorsteht – wenn die Luft noch dünner wird.

 

Einen Außenseiter sollte man dabei nicht vergessen: den internationalen Mediahuis-Konzern (Umsatz 2023: 1,2 Mrd. Euro) mit Sitz in Belgien, der 2021 in Aachen eingestiegen ist. Mediahuis glaubt an das Geschäft – und hält die Augen offen. Bedingung allerdings: Der Preis muss stimmen.


Die größten Konzerne im regionalen Zeitungsgeschäft 2023
Unternehmen / Umsatz in Mio. Euro / Gewinn in Mio. Euro
Funke Medien 1 060,0 / 10,5
Madsack Mediengruppe 747,1 / 3,7
Medien Union 686,0 / 54,4
Rheinische Post Mediengruppe 479,5 / 9,8
Presse-Druck- und Verlags-GmbH 477,6 / −5,4
Verlagsgruppe Ippen* 450,0 / k. A.
DuMont Mediengruppe 447,6 / 12,3
Medienholding Süd* 300,0 / 15,0
Neue Pressegesellschaft 251,7 / 0,7
Mediengruppe Bayern 241,1 / 26,2
NOZ Medien Holding 207,9 / 1,5
Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft 157,3 / 1,8
Quelle: Bundesanzeiger, * geschätzt

 

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