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Wolfram Weimer: Der Markenminister – ein Porträt in der „Süddeutschen“

Wolfram Weimer: Der Markenminister – ein Porträt in der „Süddeutschen“ Wolfram Weimer (Foto: Raimon Specking)

Wolfram Weimer ist Kulturstaatsminister – und inszeniert sich selbst mit der gleichen Energie wie seine politischen Botschaften. Peter Littger zeichnet das Porträt eines Machtmenschen.

München – „What makes Weimer tick?“ Mit dieser Frage beginnt Journalist und Bestseller-Buchautor Peter Littger sein ausführliches Porträt des neuen Kulturstaatsministers in der „Süddeutschen Zeitung“. Weimer sei getragen von einem starken Sendungsbewusstsein, schnellen, teils vorschnellen Urteilen („Er sagte, Astrid Lindgren mache Kinder zu Leistungsverweigerern.“) und einem bemerkenswerten Selbstbewusstsein. Es bilde den Motor hinter der Marke „Wolfram Weimer“ und ihrer öffentlichen Darstellung. Die Verwebung von journalistischem Auftrag und der Zelebrierung seiner Person habe sich bei Weimer früh gezeigt – nicht zuletzt in einem Moment, als über den Namen „Weimer“ für das spätere Magazin „Cicero“ nachgedacht wurde.

 

Littger, der vor 22 Jahren als Gründungsredakteur von Anfang an die Entwicklung des Monatsmagazins miterlebt und als Ressortleiter mitgestaltet hat, wählt für seinen detailreichen Text den Kunstgriff, aus dieser Vergangenheit zu berichten – beinahe in Parabelform: Es gibt die historische Erzählebene, in der Weimer mit einem Aufsitzrasenmäher über den Rasen fährt, und es gibt die Gegenwart – in der Weimer als Kulturstaatsminister gewissermaßen den Wildwuchs seiner Vorgängerin mäht.

 

Aus der Gegenwart heraus erinnern sich gegenüber Littger die damals Verantwortlichen des Schweizer Ringier-Verlags, der „Cicero“ finanziert hatte, mit gemischten Gefühlen an Weimer und seine Leistung. „Das allererste Treffen mit ihm war das beste“, gibt etwa Ringiers „Chefpublizist“ Frank A. Meyer zu Protokoll. Warum Weimers Performance nicht zur vollsten Befriedigung seinem ursprünglichen Plan entsprach, bleibt offen. Littger bezeichnet Weimer unterdessen als einen Meister des „Vision Pitch“.

 

Indem Littger die Probleme und Konflikte nicht klar benennt, wirkt sein Text bisweilen schmeichelhaft. Und um Wirkung geht es schließlich auch im Geschäft von Wolfram Weimer! Und um Geld! Dabei spart Littger mit Vorwürfen und Bewertungen sowie Begriffen wie „Kündigung“ oder „Abfindung“ – und erzählt lieber von Weimers Ungeduld. Schon im ersten Jahr von „Cicero“ soll er offen über einen Job als Chefredakteur von Holtzbrincks „Tagesspiegel“ spekuliert haben – ein Verlag übrigens, der ihn nie angestellt hat. Brancheninsider wissen, dass Weimers ambitionierte Laufbahn von relativ kurzfristigen Arbeitsverhältnissen geprägt war – bei Springer, bei Burda und eben Ringier –, bevor er mit seiner einflussreichen Frau Christiane Goetz-Weimer 2012 die Weimer Media Group gründete. Dass bis dahin Abfindungen Weimers Geschäftsmodell dargestellt haben könnten, deutet Littger mit Verweis auf Wolfram von Eschenbachs Sage von „Parzival“ an – der, so Littger, „genial“ gewählte frühe Arbeitstitel von „Cicero“: „Der Tor Parzival entwickelt sich durch Rückschläge, Weimer durch Zuschläge.“

 

Was Littger noch anspricht:

  • Der mögliche Grund für den Bruch 2002 zwischen Mathias Döpfner und Weimer
  • Weimers abrupter Seitenwechsel von Döpfner zu Ringier nach der gescheiterten Springer-Ringier-Fusion sorgt bis heute für Verwunderung
  • Ideologische Gegensätze: Ringier als „linkskonservativ“ vs. Weimer als „rechtskonservativ“
  • Kritik von Ringier-intern: Ex-Ringier-Chef Werfeli hält die damalige Zusammenarbeit mit Weimer heute für undenkbar
  • Anspielung auf persönliche Eitelkeit: Weimers Vorliebe für eigene Kunstwerke im Privathaus vor 22 Jahren
  • Offene Frage: Was hat Weimer für seine Berufung zum Kulturstaatsminister Friedrich Merz versprochen?
  •  Versteckte Anspielung: Eine Nationale Porträtgalerie in Berlin wäre eine Manifestation des alten „Cicero“-Konzepts

 

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