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Wo ist Palle? Wenn das LinkedIn-Profil auf einmal weg ist

Wo ist Palle? Wenn das LinkedIn-Profil auf einmal weg ist „PR Report“-Chefredakteur Daniel Neuen

Für manche Medienprofis klingt es wie ein Alptraum. Das eigene LinkedIn-Profil mit Zigtausend Followern ist nicht mehr auffindbar. Digitalexperte Sascha Pallenberg ist das so passiert. Was „Palles“ Fall zeigt, hat Daniel Neuen (Foto) in seiner PR-Report-Kolumne aufgeschrieben.

Düsseldorf – Vor einigen Wochen geschah etwas Merkwürdiges. Ich war mit Sascha Pallenberg verabredet. Auf Microsoft Teams, denn „­Palle“, wie viele den Digitalexperten nennen, lebt auf Taiwan. Seit Jahren halten wir über Linkedin Kontakt, vor allem über Direktnachrichten. Als ich ihm auf diesem Weg kurz vor unserem geplanten Termin noch eine Info schicken wollte, ging das plötzlich nicht: Pallenberg war auf Linkedin nicht mehr auffindbar, sein Profil weg!


Rund 15 Stunden lang habe er nicht gewusst, ob sein Account gehackt, ob sicherheitsrelevante Daten veröffentlicht und ob seine Kontakte von Dritten angeschrieben worden seien, schilderte Pallenberg einen Tag später die Situation. Das tat er auf Linkedin, denn inzwischen war sein Konto wieder da.

Aber zunächst fehlten laut Pallenberg nach der Entsperrung rund 40.000 seiner Followerinnen und Follower, zwei Drittel seines Netzwerks. „Ich dürfte seit über zehn Jahren auf Linkedin sein, habe hier abertausende Beiträge erstellt und aufgrund dessen ein entsprechendes Netzwerk aufgebaut“, schrieb er. Followerinnen und Follower „lesen die Beiträge, melden sich für meine Newsletter an, abonnieren meine Podcasts, buchen mich für Events, fordern mich für Beratungen und Workshops an. Das ist mein Business. Zum Glück nicht nur auf Linkedin beschränkt, und ich bin noch auf anderen Netzwerken entsprechend aktiv.“


Seit Jahren gewarnt

Linkedin habe Pallenberg zufolge gut und proaktiv mit ihm kommuniziert: „Das war nicht nur vorbildlich, ich habe Ähnliches noch auf keiner anderen Plattform erlebt.“ Und nach drei Tagen hatte er auch alle seine Followerinnen und Follower zurück.

Was war der Grund für die Sperrung? Womöglich eine Verkettung mehrerer technischer Faktoren auf Pallenbergs Seite, unter anderem hatte er sein Linkedin-Profil auf einem neuen Endgerät angemeldet. In Summe stufte die Plattform das wohl als „verdächtige Aktivitäten“ ein und setzte ihre Maßnahmen zum Schutz von Mitgliederkonten in Gang.

Auch wenn Linkedin den Fall relativ schnell und gut gelöst hat – Pallenberg warnt seit Jahren davor, sich von einzelnen Social-Media-Plattformen zu abhängig zu machen, sich auf Gedeih und Verderb den Bedingungen und Algorithmen der digitalen Gatekeeper zu unterwerfen. Auch eine letztlich harmlose Episode wie diese zeigt, dass seine Mahnungen berechtigt sind.

„Palle“ und ich haben übrigens trotzdem zusammengefunden. Es gibt ja noch die gute, alte E-Mail. Und Teams hatte weder ihn noch mich abgeklemmt.


Fallende Preise

Noch einer warnt davor, sich abhängig zu machen: ­Thomas Mickeleit. Der langjährige PR-Chef von Microsoft Deutschland zeigt sich in unserem Titel-Interview im Hinblick auf die Chancen der Künstlichen Intelligenz zwar sehr optimistisch, sagt aber auch: „Wer sich blind auf die Maschinen verlässt und nicht mehr in der Lage ist, zu prüfen, ob deren Ergebnisse sinnvoll und relevant sind, wird seiner Verantwortung als Kommunikator nicht gerecht.“ Sich entspannt zurückzulehnen ist in diesen Zeiten ohnehin keine Option. KI sei dabei, „alles zu verändern“, sagt ­Mickeleit. Das trifft auch die Agenturen, vielleicht sogar schneller als die Unternehmen.

Einer, der das schon länger erkannt hat, ist Carsten Rossi. Der Chef der Agentur Kammann Rossi erklärt in dieser Ausgabe, wie seine Firma Custom GPTs nutzt. Und warum. Für alle Standard-Dinge werde es sich schon bald keine Agentur mehr leisten können, auf KI-Assistenten zu verzichten, sagt er. Angesichts der fallenden Preise für die Content-Produktion müsse man die Wertschöpfung verschieben: „Wir sägen bewusst an dem Ast, auf dem wir sitzen. Weil wir glauben, dass wir ohnehin einen Ast weiter hoch steigen müssen.“

Daniel Neuen, Chefredakteur des „PR Report“


Tipp: In der neuen Ausgabe des „PR Report“ geht es in einem Schwerpunkt um Künstliche Intelligenz. Der „PR Report“ ist jetzt als Printmagazin und E-Paper erhältlich.

 

Hintergrund: PR Report und newsroom.de erscheinen beide im Medienfachverlag Oberauer.