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„Wir erlebten ein unerträglich lautes Schweigen“: Julia Becker äußert sich zum BDZV-Austritt

„Wir erlebten ein unerträglich lautes Schweigen“: Julia Becker äußert sich zum BDZV-Austritt Julia Becker

Nach dem Fall Reichelt bei „Bild“ zog sich die Funke-Gruppe aus dem Verlegerverband BDZV zurück. Die Funke-Verlegerin hat dazu in einem SZ-Gastbeitrag jetzt die Hintergründe erklärt.

Essen – „Wir haben im vergangenen Jahr den Versuch des kollektiven Beschweigens eines brutalen Machtmissbrauchs gegenüber Frauen in der Medienbranche erlebt. Es war unerträglich, weil es die Leiden der betroffenen Frauen noch vergrößert, das geschehene Unrecht verstärkt und auch weil es unsere Branche beschmutzt. Die Herren an der Spitze unseres Zeitungsverlegerverbandes wollten sich nicht so gerne in ihrer routinierten Tagesordnung stören lassen und schwiegen. Spätestens da ist klar geworden, dass der Verband dringend einer Erneuerung bedarf: einer Erneuerung vor allem der Kultur und führenden Köpfe, aber auch der Strukturen“, übt Funke-Verlegerin Julia Becker in einem Gastartikel in der „Süddeutschen Zeitung“ deutliche Kritik an dem Verlegerverband, dem bis vor Kurzem noch Springer-Chef Mathias Döpfner vorstand.

 

Becker nennt in der SZ auch den Grund, warum Funke schließlich beim BDZV ausgetreten ist:

„Wir hätten uns ein paar mehr Stimmen von Branchenvertreterinnen und -vertretern gewünscht, die das Bedürfnis haben, den Machtmissbrauch und seine Hintergründe zu benennen und – soweit das überhaupt geht – wiedergutzumachen. Und wir hätten uns auch ein paar größere Schritte in der Reform des Verbandes, die wir nicht nur eingefordert, sondern auch initiiert und intensiv vorangetrieben haben, erhofft. Stattdessen erlebten wir ein unerträglich lautes Schweigen. Wir haben bei Funke die Konsequenzen gezogen und sind ausgetreten.“

 

Beckers Lösungsvorschlag: Nur durch offene Kommunikation könne man die Sensibilität für Machtmissbrauch von Männern gegenüber Frauen schärfen. Und nur durch tätige Solidarität mit den betroffenen Frauen könne man den Machtmissbrauch stoppen. Man habe wahnsinnig viel zu tun. In der Medienbranche, und in unserer gesamten Gesellschaft.

 

Zur Person: Julia Becker ist Aufsichtsratsvorsitzende, Gesellschafterin und Verlegerin der Funke-Mediengruppe, die mehrere Regionalzeitungen (u.a. WAZ und „Berliner Morgenpost“), Programmzeitschriften (u.a. „Gong“, „Hörzu“) und Zeitschriften (von „Bild der Frau“ bis „Goldenes Blatt“) herausgibt.

 

Hintergrund: Beckers Text in der SZ basiert auf einer Rede, die sie kürzlich bei einem Treffen des Netzwerks „Frauen100“ in Berlin hielt.