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Wie der Deal um die „Sächsische Zeitung“ lief – und was Madsack bezahlt hat

Wie der Deal um die „Sächsische Zeitung“ lief – und was Madsack bezahlt hat Thomas Düffert (Foto: Madsack)

Madsack kauft die DDV Mediengruppe. Wie Madsack-Lenker Thomas Düffert ein gutes Geschäft gelungen ist.

Hannover – Madsack kauft die DDV Mediengruppe (u.a. „Sächsische Zeitung“). „kress pro“-Chefredakteur Markus Wiegand hat sich in seiner jüngsten Kolumne den Medien-Deal noch mal genauer angeschaut und bescheinigt Madsack-Lenker Thomas Düffert ein gutes Geschäft.

 

Auf dem deutschen Zeitungsmarkt gehen fast alle davon aus, dass die Konsolidierung des Marktes angesichts sinkender Margen an Tempo zunehmen wird. Umso erstaunlicher ist es eigentlich, dass die DDV Mediengruppe mit der „Sächsischen Zeitung“ als Flaggschiff (Abo-Auflage: rund 130.000, 4/23) fast geschlagene drei Jahre zum Verkauf stand. Erst Anfang des Jahres machte Bertelsmann dann Nägel mit Köpfen und verkündete, die langjährige Beteiligung in Höhe von 60 Prozent an der DDV Mediengruppe (lange von Gruner + Jahr gehalten) an Madsack zu verkaufen. Offenbar war die Madsack Mediengruppe der einzige ernsthafte Interessent. Einige andere wie Mediahuis (seit 2022 Mehrheitseigner des Medienhauses Aachen) schauten sich die DDV Mediengruppe zwar an, stiegen aber offenbar nicht in ernsthafte Verhandlungen ein. Auch die Medienunion von Verleger Thomas Schaub, der in Chemnitz die „Freie Presse“ verlegt, soll kein gesteigertes Interesse gezeigt haben, heißt es in den üblicherweise gut unterrichteten Kreisen.

 

Und so blieb am Ende wohl nur Madsack als natürlicher Käufer. Die Gruppe kann ohnehin die meisten Synergien heben, weil sie schon die „Leipziger Volkszeitung“ herausgibt. Und sie konnte ein Problem lösen, das als Hemmschuh für den Verkauf an andere galt. Die restlichen 40 Prozent der DDV Mediengruppe hielt nämlich die ddvg, in der die SPD ihre Medienbeteiligungen bündelt. Sie hat ihre Aktien jetzt im Zuge des Bertelsmann-Deals ebenfalls an Madsack verkauft, was ihr nicht ganz so schwer gefallen sein dürfte, weil die ddvg mit rund 23 Prozent an Madsack beteiligt ist.

 

Einziger Haken an dem Deal: Das Kartellamt muss den Verkauf noch absegnen und wird wohl eine Auflage für die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ (Abo-Auflage: 11.500) machen, die Madsack schon gehört. Offenbar gibt es Kaufinteressenten, heißt es hinter den Kulissen aus Hannover. Wer immer das sein mag.

 

Was hat Madsack für die DDV Mediengruppe bezahlt?
Von Menschen, die mit dem Vorgang vertraut sind, lässt sich in Erfahrung bringen, dass die DDV Mediengruppe bei einem Umsatz von zuletzt rund 250 Millionen Euro jährlich nur noch Ergebnisse im oberen einstelligen Millionenbereich abgeworfen hat. Das korrespondiert mit den Werten, die in den Untiefen des „Bundesanzeigers“ in den Bertelsmann-Bilanzen vergraben sind. Darin enthalten ist ein nicht unbeträchtlicher Anteil an Logistikgeschäft, der durch die Erhöhung des Mindestlohns besonders unter Druck steht. Für das Zeitungsgeschäft setzen Zeitungsmanager derzeit einen Multiple von 4 bis maximal 6 aufs Ebit an. Folgt man dieser Logik, dann ist die DDV Mediengruppe wohl nur rund 40 bis 50 Millionen Euro wert. Mehr dürfte Madsack nicht bezahlt haben.

 

Auch wenn die Bertelsmänner nicht bekannt dafür sind, etwas zu verschenken, haben sie also wohl nicht mehr als geschätzt 25 bis 30 Millionen Euro bekommen. Bertelsmann war in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition. Der Medienkonzern musste irgendwann verkaufen, weil man selbst kein Interesse am Zeitungsgeschäft hat und die ohnehin dürftigen Ergebnisse unter Druck sind. Gleichzeitig standen die Kaufwilligen nicht gerade Schlange. Madsack dagegen hatte keinen Druck und wird künftig wohl die Milliardengrenze beim Umsatz knacken. Das Zeitungsunternehmen ist damit allerdings auch dazu verdammt, die Transformation des Regionalgeschäfts gut zu schaffen.

 

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