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Warum schweigt der MDR zu Baukosten in Halle?

Warum schweigt der MDR zu Baukosten in Halle? Am MDR-Standort in Halle soll bis 2024 ein „crossmediales Medienhaus“ entstehen.

Und warum Mitarbeiter zwischen Leipzig und Halle pendeln, erklärt René Martens im „medium magazin“.

Mannheim – René Martens beantwortet in der aktuellen „medium magazin“-Ausgabe brennende Fragen aus der Medienbranche. Unter anderem: Warum schweigt der MDR zu Baukosten in Halle?

 

Derzeit wird am MDR-Standort Halle eifrig gebaut: Im Zuge einer Aufrüstung entsteht etwas, das Sender- Strategen gerne „crossmediales Medienhaus“ nennen. Bis Ende 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Mitarbeitende der Hauptabteilung Kultur mussten nun schon Ende Januar aus der Leipziger Zentrale nach Halle umziehen – wie vorher bereits Mitarbeitende der Hauptabteilung Gesellschaft.


Das führt derzeit noch zu etwas umständlich wirkenden Situationen: Ihre Schreibtische stünden zwar jetzt in Halle, für den Schnitt eines Films müssten sie aber weiterhin nach Leipzig, berichten die Kulturleute. Da ein Film im Wesentlichen im Schnitt entsteht, bleibt somit Leipzig ihr wichtigster Arbeitsort, obwohl sie auf dem Papier nun in Halle beschäftigt sind.


Klar, zu solchen Problemen kann es in Übergangsphasen kommen. Eine andere Sache macht aber grundsätzlich stutzig: Denn auf unsere Anfrage hin kündigte der MDR nun an, „im Rahmen der Baumaßnahmen“ auch „zusätzliche Produktionskapazitäten in Halle“ zu schaffen, „um die trimediale Programmerstellung zu unterstützen“. Das klingt auf den ersten Blick wie ein Fortschritt. Andererseits sind solche Investitionen intern umstritten, weil die Produktionskapazitäten in Leipzig gar nicht ausgelastet sind.

 

In neue Kapazitäten investieren, obwohl die alten noch dicke ausreichen? Da stellt sich natürlich die Frage nach den Kosten. Konkret: Wie viel Rundfunkbeitragsgeld fließt in die Umbaumaßnahmen, die für den Umzug von MDR Kultur nach Halle notwendig sind, und wie viel Geld kostet der Umbau des Funkhauses Halle zu einem crossmedialen Medienhaus insgesamt? Auf diese Fragen antwortet die MDRPressestelle nicht.


An dieser Stelle ein kurzer Transparenzhinweis: Es gibt wohl nur wenige Medienjournalisten, die ein positiveres Bild vom MDR haben als ich. Das hat viel damit zu tun, dass ich Teil des Autorenteams der dort erscheinenden Kolumne „Altpapier“ bin. Aber dass der Sender nicht bereit ist aufzuschlüsseln, wie viele Millionen Euro er für Baumaßnahmen in Halle ausgeben wird und wie viel davon zum Beispiel auf Wärmedämmung oder Produktionstechnik entfallen, verdüstert mein Bild dann doch.

 

Gerade in skandalgeprägten Zeiten, in denen alle im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nach radikaler Transparenz rufen, muss die Öffentlichkeit fundiert einschätzen können, ob Ausgaben für Baumaßnahmen sinnvoll sind – oder nicht besser im Programm angelegt wären. Wenn ich etwa wissen will, wie viel Geld die Bundesländer in ihren Landeshaushalten für welche Posten ausgeben, muss ich ja nicht einmal jemanden fragen. Die Informationen sind im Netz für jedermann zugänglich.

 

Hinzu kommt, dass man Bauplanungen stets mit Blick auf die wachsende Bedeutung von hybriden Arbeitsformen überprüfen sollte. Schaut man sich die Parkplätze und die Fahrradabstellplätze beim Funkhaus Halle an, hat man jedenfalls den Eindruck, dass der Standort eine hohe Homeoffice-Quote hat. Die Weigerung des MDR, die konkreten Zahlen offenzulegen, ist daher ein fatales Signal.

 

     

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Antworten in der Kolumne „Backstage. Klatsch & Wahrheiten“ im „medium magazin“

 

René Martens ist freier Journalist und regelmäßig Mitglied der Grimme-Preis-Nominierungskommission in der Kategorie Info & Kultur.