Vermischtes
Newsroom

Warum die Solidarsysteme der Medienbranche nicht länger sakrosankt und die Online-Hätschelkinder nicht mehr zu versilbern sind

Was von der Medienwoche übrig blieb.

Werbeausgaben - Nielsen hat es jetzt ausgerechnet: Die weltweiten AdSpondings sind im dritten Quartal 2008 zwar gestiegen, aber nur infolge der starken Zuwächse im asiatischen Raum - und ein bisschen wegen der Obama-Mania in den USA. Sonst wären sie auch dort gesunken, wie in Europa sowieso. Das heißt: Die Zukunft der Medienwirtschaft liegt - wenn überhaupt - im ferneren Osten, der jetzt schon einen Gesamtanteil an den globalen Werbeausgaben von rund 40 Prozent hat. Überflüssig zu fragen, wo künftig die Schwerpunktinvesitionen der Medienriesen liegen werden.

Solidarprinzip - Natürlich will niemand offiziell an ihm rütteln, nein, es soll ja höchstens reformiert werden. Aber wenn, wie diese Woche geschehen, dieses Mal Springer kräftig am Grosso rüttelt, die WAZ öffentlich über die Sinnhaftigkeit des dpa-Genossenschaftsmodells räsoniert, so sollte sich niemand wundern: Die Solidarsysteme der Medienbranche sind nicht länger sakrosankt. In der Medienkrise ist sich jeder selbst der Nächste, die Großen fahren die Ellbogen aus. Das verheißt nichts Gutes für die Zukunft.

Online - Die Konferenz Digital Lifestyle Design (DFD) von Hubert Burda Media ist sicherlich eine äußerst verdienstvolle und wichtige Veranstaltung, beweist sie doch den ewig vorbildenden Angloamerikanern, dass man auch hierzulande nicht völlig im medialen Hinterland verharrt. Dennoch dürfte ihre zentrale Botschaft, vergangenen Montag in München gewissermaßen vom Hausherrn Hubert Burda höchstselbst vorgetragen ("You get lousy pennies on the web"), auf die Online-Community eher ernüchternd wirken. Online taugt nicht als Erlösersatz für Print - nicht im operativen Bereich und auch nicht mehr im Equity-Bereich. Investoren in Online-Start-ups tun sich mittlerweile schwer, ihre Hätschelkinder zu versilbern.

studiVZ - Noch eine Erkenntnis aus der DFD: Deutschlands berühmteste Community geht schweren Zeiten entgegen. In den kommenden Jahren dürfte sich für studiVZ entscheiden, ob ihr die nachwachsende Studentenschaft weiterhin die Treue hält oder lieber gleich zum amerikanischen Vorbild Facebook wechselt. Chef Mark Zuckerberg sparte nicht mit starken Sprüchen und verkündete schon mal für Deutschland die mächtige Zahl von 2 Mio. Mitgliedern. Nicht von ungefähr, dass Verleger Stefan von Holtzbrinck jetzt den bewährten Onliner Markus Berger-de León, derzeit Vorstandsvorsitzender der Internetunternehmen Abacho und MyHammer, in Richtung studiVZ entsendet. Dagegen ist nicht anzunehmen, dass Ehssan Dariani, einer der gut abgefundenen Gründer, der jetzt in "Neon" alten Zeiten nachweint, es besser gemacht hätte.

A.B.