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Newsroom – Henning Kornfeld

Tilman Aretz: „Wir wollen keine Kriegsfaszination verbreiten“

Tilman Aretz: „Wir wollen keine Kriegsfaszination verbreiten“ Tilman Aretz

ntv.de ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs oft die Nummer eins im Netz. Chefredakteur Aretz sagt, wie er seine Redaktion organisiert und warum er auf Meinung verzichtet.

Berlin – ntv.de ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs oft die Nummer eins unter den Nachrichtenangeboten im Netz. Chefredakteur Tilman Aretz sagt im Interview mit Henning Kornfeld für „kress pro“, wie er seine Redaktion organisiert, wie sie über den Konflikt berichtet – und warum Werbung gerade nicht so wichtig ist. Drei Fragen:

 

Wie haben Sie in der Redaktion auf den Ukraine-Krieg reagiert?

Tilman Aretz: Das probate Mittel für solche Situationen ist bei uns seit Jahren der Liveticker. Vor dem Überfall waren wir sehr zurückhaltend mit diesem Instrument, weil wir keine Kriegsfaszination verbreiten wollten. Wir haben den Ticker erst an dem Tag angeschaltet, als Putin das Dekret zur Anerkennung der Republiken unterschrieben hat. Und dann haben wir sofort auch unsere komplette Arbeitsstruktur umgekrempelt, was dank des agilen Teams und der tollen Kolleginnen und Kollegen problemlos möglich war und gemeinsam mitgetragen wurde: Alle Ressorts wurden aufgelöst, der komplette Fokus auf die Ukraine-Berichterstattung gelegt. Kolleginnen und Kollegen aus allen Fachgebieten tragen seitdem aus ihrer jeweiligen Warte etwas zur Ukraine-Berichterstattung bei.

 

 

Haben die ntv-Korrespondenten vor Ort, insbesondere die in der Ukraine, nicht in erster Linie die Interessen des TV-Senders im Auge?

Na ja. Es gibt da nicht zwei Interessen. Wir sind die stärkste Nachrichtenmarke in Deutschland. Wir wollen gut informieren, egal auf welchem Kanal. Wir arbeiten sehr eng zusammen und können alle Kollegen von ntv oder auch von RTL um Einschätzungen, Bewegtbilder oder Texte bitten. Umgekehrt bieten sie uns auch aktiv Beiträge an. Es gibt da keine Animositäten, aber die Kolleginnen und Kollegen haben natürlich einen wahnsinnigen Stress gerade. Sie werden laufend geschaltet, spüren Geschichten auf, sprechen mit den Menschen vor Ort. Und machen sich Sorgen um ihre Sicherheit.

 

Worauf legen Sie in der Berichterstattung über den Krieg am meisten Wert?

Wir verstehen uns grundsätzlich als eine Redaktion, die von nachrichtlichem Interesse getrieben ist. Daher versuchen wir zunächst, das Aktuelle abzubilden und Fragen zu klären, die sich aus den Ereignissen ergeben. Was wir nicht wollen, ist Meinungsmache – ich wundere mich daher manchmal über andere Medien, die immer gleich eine Meinung parat haben. Uns geht es darum, den Meinungsbildungsprozess des Publikums zu unterstützen.

 

Das ganze Interview lesen Sie hier.