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„Stern“-Publisher Frank Thomsen zur Unruhe im Haus: Es ist normal, dass die Fetzen fliegen

„Stern“-Publisher Frank Thomsen zur Unruhe im Haus: Es ist normal, dass die Fetzen fliegen Die „Stern“-Führung: Carina Laudage (Digital) und Frank Thomsen (Print)

Carina Laudage und Frank Thomsen sagen im „kress pro“-Interview, was beim „Stern“ jetzt alles anders wird, was Digitalabos verkauft und woher künftig das Geld kommen soll – und sie äußern sich explizit zur Unruhe beim G+J-Nachrichtenmagazin.

Es gab in den vergangenen Monaten viel Unruhe beim „Stern“. Die Politikredaktion wurde mit „Capital“ in Berlin fusioniert. Es kam zu prominenten Abgängen, der Betriebsrat hat gemeckert. Ist das alles normal oder haben Sie was falsch gemacht?

Frank Thomsen: Ich glaube, das ist normal. Journalistische Produkte müssen sich verändern und diese Veränderung verursacht bisweilen Härten und Schmerzen. Wir haben das neue Hauptstadtbüro geschaffen, weil wir glauben, dass wir besser werden, wenn wir das gemeinsam machen, mit dem starken Chef Horst von Buttlar an der Spitze. Wir müssen die Substanz erhalten, obwohl uns dafür in den Printredaktionen künftig weniger Geld zur Verfügung steht. Das ist überall so und das ist der Schmerz, den wir aushalten müssen, auch wenn dagegen bisweilen laut protestiert wird.

 

Wie gut geht es dem „Stern“ wirtschaftlich. Sie sparen, um die Rendite hoch zu halten.

Thomsen: Ja und nein. Zunächst mal: Der alte Print-„Stern“ muss mit weniger Mitteln auskommen. Das gilt für alle klassischen Medienmarken. Wir kommen aus einer fetten Vergangenheit, die nicht zurückkommen wird, deshalb müssen wir uns anders organisieren. Das oberste Gebot ist dabei, die journalistische Substanz zu erhalten. Daneben müssen wir digital ausbauen, dort stellen wir ein und schaffen neue Stellen. Unter dem Strich arbeiten beim „Stern“ heute genauso viele Journalisten wie im vergangenen Jahr, aber sie arbeiten teils an anderen Stellen in der Redaktion – aus einem Printheft ist eine Medienmarke geworden.

 

Warum muss die Rendite so hoch sein?

Thomsen: Weil wir glauben, dass wir ein großes Geschäft weiter groß halten müssen, weil es sonst schnell weglaufen kann. Die Rendite in der Medienbranche ist flüchtig, weil das Anzeigengeschäft flüchtig ist und in Teilen auch das Vertriebsgeschäft. Wir haben durch unseren Umbau die Möglichkeiten für Investitionen geschaffen, die der „Stern“ lange so nicht hatte. Wir machen das ganz transparent, wir haben den Kollegen auch intern keinen Quatsch erzählt. Alle freuen sich, dass es uns gut geht. Und die Veränderungen tun trotzdem weh, das ist doch ganz klar.

 

Waren Sie dennoch überrascht von der Heftigkeit der Reaktion? Sie sind ja in Personalunion auch Chef der Kommunikation, Herr Thomsen. Was sagt der Kommunikationschef Thomsen dem Verlagschef Thomsen?

Carina Laudage: Gute Frage. (lacht)

Thomsen: Na ja, Journalismus ist auch Emotion und Leidenschaft. Wir haben in ein Kernressort des „Stern“ eingegriffen. An Stellen, an denen Kollegen zum Teil Jahrzehnte dabei waren. Dass es da nicht nur ein Achselzucken gibt, ist doch verständlich. Journalisten sind es gewohnt, kritisch hinzuschauen. Und dass längst nicht alles stimmte, was geschrieben wurde, das haben auch schon andere erlebt. Es ist normal, dass die Fetzen fliegen, und danach verträgt man sich auch wieder.

 

Die „Stern“-Publisher Carina Laudage und Frank Thomsen sagen im „kress pro“-Interview auch, was beim „Stern“ jetzt alles anders wird, was Digitalabos verkauft und woher künftig das Geld kommen soll. Zum vollständigen Interview.