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Stalin-Enkel scheitert mit Klage gegen Zeitung

Jewgeni Dschugaschwili wollte 225.000 Euro Entschädigung von der Zeitung "Nowaja Gaseta", weil diese Stalin in einem Text die Mitschuld am Tod Tausender Menschen gegeben hatte.

Moskau (dpa) - In einem aufsehenerregenden Prozess um die Gräueltaten von Sowjetdiktator Josef Stalin hat ein Gericht in Moskau die Klage eines Stalin-Enkels gegen eine liberale Zeitung abgewiesen. Jewgeni Dschugaschwili wollte zehn Millionen Rubel (etwa 225 000 Euro) Entschädigung von der regierungskritischen russischen Zeitung "Nowaja Gaseta", weil diese im April Stalin (1878-1953) in einem Text die Mitschuld am Tod Tausender Menschen gegeben hatte. Das Gericht habe die Klage abgewiesen und werde die Urteilsbegründung später veröffentlichen, sagte ein Justizsprecher am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax. Ein Teil der Prozessbeobachter begrüßte das Urteil mit Applaus, andere schrien "Schande!", hieß es.

Ein Anwalt von Dschugaschwili wollte nicht ausschließen, dass sein Mandat Widerspruch gegen das Urteil einlegen wird. Der 73-jährige Ex-Offizier wohnt in der Hauptstadt von Stalins Geburtsland Georgien, Tiflis. Historiker hatten den Prozess scharf kritisiert und es als "absurd" bezeichnet, dass das Moskauer Bezirksgericht die Klage überhaupt angenommen hatte. Sie prangern in Russland eine zunehmende Verharmlosung der Zeit der politischen Repression an. Immer öfter wird Stalin, der Schuld trägt am Tod von Millionen von Menschen, auch in Schulbüchern als "effektiver Manager" dargestellt.