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Topjournalist Roman Pletter über das Handwerk des Interviewens: „Wir wollen nicht gewinnen – wir wollen etwas erfahren“

Topjournalist Roman Pletter über das Handwerk des Interviewens: „Wir wollen nicht gewinnen – wir wollen etwas erfahren“ Roman Pletter (Foto: Jonas Walzberg)

Der Leiter des Wirtschaftsressorts der Zeit im Interview über Gesprächsstrategien mit Machtmenschen wie Angela Merkel oder Bill Gates, den Reiz produktiver Konflikte – und warum eine gute Vorbereitung alles ist.

Hamburg – In der aktuellen Ausgabe der „Wirtschaftsjournalist:in“ gibt Roman Pletter, der Leiter des Wirtschaftsressorts der „Zeit“, im Interview mit Roland Karle einen selten offenen Einblick in sein Handwerk als Interviewer – und in die Herausforderungen, die Gespräche mit Spitzenpolitikerinnen wie Angela Merkel oder Tech-Milliardären wie Bill Gates mit sich bringen.

 

Drei zentrale Erkenntnisse aus dem Gespräch:
Publikum verändert das Spiel: Das Interview mit Angela Merkel im ausverkauften Hamburger Schauspielhaus beschrieb Pletter als besonders fordernd – nicht nur wegen der politischen Brisanz (Merkels Kritik an Friedrich Merz), sondern wegen der Live-Dynamik. Ein Publikum, so Pletter, kann Komplize sein – wenn es auf freche oder unerwartete Fragen reagiert, zwingt es auch prominente Gäste zur Stellungnahme.
Vorbereitung ist entscheidend – auch doppelt: Gerade bei Interviews mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit arbeitet das Team mit doppelter Dramaturgie: Für den Fall, dass der Gast blockt, wie auch für den Fall, dass er sich öffnet. So entstanden für das Merkel-Interview zwei Gesprächsverläufe – am Ende half auch die gute Stimmung hinter der Bühne.
Ziel ist Erkenntnis, nicht Konfrontation: Pletter beschreibt einen Grundsatz seiner Gesprächsführung: Freundlich, hartnäckig, gut vorbereitet – aber nicht auf Sieg aus. Im Idealfall entstehen Interviews, in denen Gäste etwas preisgeben, das vorher nicht öffentlich war. Konfrontation sei dann sinnvoll, wenn sie produktiv ist – nicht, wenn sie zum Abbruch führe.


Weitere Themen des Interviews:

  • Welche Einstiegsfrage ein Interview mit Herbert Diess beinahe zum Scheitern brachte
  • Warum ein harmlos scheinender Obst-Vergleich Boris Pistorius aus dem Konzept brachte
  • Was ihn an einem Gespräch mit dem verstorbenen Ökonomie-Nobelpreisträger Robert Solow besonders berührte
  • Wie Interviews mit Reichen und Mächtigen gelingen können – und wann sie scheitern
  • Warum auch Porträts ihre Grenzen haben
  • Was ein Blumenstrauß in Minneapolis mit guter Wirtschaftsberichterstattung zu tun hat

 

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