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dpa

NDR-Intendant: „Müssen uns mit Unternehmenskultur auseinandersetzen“

„Dabei geht es um den ganzen NDR. Wo stehen wir? Gibt es strukturelle Defizite, in denen Dinge geschehen, die ein Klima verstärken, das nicht förderlich ist für gutes, produktives Zusammenarbeiten“, sagte Joachim Knuth.

Hamburg (dpa) − Nach den Vorfällen beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) an den Standorten Kiel und Hamburg will die Geschäftsleitung das Betriebsklima im gesamten Sender überprüfen. „Ich bin überzeugt davon, dass wir uns intensiver mit unserer Unternehmenskultur auseinandersetzen müssen, als wir das bisher getan haben“, sagte Intendant Joachim Knuth am Freitag in der Rundfunkratssitzung in Hamburg. Dies könne nur glaubhaft und glaubwürdig von außen mit einem unverstellten Blick geschehen. „Dabei geht es um den ganzen NDR. Wo stehen wir? Gibt es strukturelle Defizite, in denen Dinge geschehen, die ein Klima verstärken, das nicht förderlich ist für gutes, produktives Zusammenarbeiten“, sagte der Intendant.

 

Mit der unabhängigen Überprüfung wurde der Theologe und Manager Stephan Reimers beauftragt. Sein Bericht soll Ende Januar oder Anfang Februar 2023 vorliegen. „Wenn der Bericht vorliegt, dann ist die Arbeit nicht getan, dann beginnt sie erst“, sagte Knuth. Die Gespräche von Stephan Reimers und seinem Team sollen Anfang November beginnen und würden sich über den gesamten Sender ziehen. Dabei solle mit allen Mitarbeitenden an allen Standorten geredet werden. Die Ergebnisse der laufenden Gespräche an den Standorten Kiel und in Hamburg sollen dabei in den Abschlussbericht einfließen.

 

Das Sendegebiet des drittgrößten öffentlich-rechtlichen ARD-Senders erstreckt sich über die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Durch Medienberichte war vor Wochen die Frage aufgekommen, ob es bei der Politik-Berichterstattung beim NDR in Kiel eine Art Filter mit politischer Schlagseite durch die Vorgesetzten gegeben haben könnte. Ein interner Prüfbericht kam zu dem Schluss, dass es keine Belege dafür gebe, aber ein schlechtes Betriebsklima in Kiel existiere. Ergebnisse einer weiteren externen Untersuchung stehen noch aus. Zwei redaktionelle Führungskräfte wurden versetzt.

 

Im Landesfunkhaus Hamburg hatte es Vorwürfe gegen die Direktorin Sabine Rossbach gegeben. Auch hier kamen im weiteren Verlauf Fragen zum Betriebsklima auf. Nach den Ergebnissen einer NDR-internen Überprüfung, die am Donnerstagabend vorgestellt wurde, habe Rossbach keine unzulässigen Eingriffe in das Programm vorgenommen, sei ihrer Führungsrolle demnach aber nicht gerecht geworden. Rossbach hatte bereits angekündigt, ihr Amt zum 1. April 2023 zur Verfügung zu stellen. Nach einer Freistellung wird sie den NDR nach Angaben des Senders endgültig zum 31. Oktober 2023 verlassen.