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Mehrheit der Zuwanderer nutzt bevorzugt deutsche Medien

ARD-Vorsitzende Piel: Keine mediale Parallelgesellschaft.

Köln, 16. September (AFP) - Die Mehrheit der Migranten in Deutschland nutzt bevorzugt deutschsprachige Medien. 76 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund sehen regelmäßig deutschsprachige TV-Programme, 60 Prozent hören deutschsprachiges Radio und 53 Prozent nutzen deutschsprachige Internetangebote, wie die am Freitag in Köln vorgestellte Studie "Migranten und Medien 2011" von ARD und ZDF ergab. Nur eine Minderheit nutzt demnach ausschließlich heimatsprachige Medien - bei der TV-Nutzung traf dies auf 13 Prozent zu, beim Radio auf zwei Prozent, beim Internet auf fünf Prozent.

Für die repräsentative Untersuchung, die nach 2007 zum zweiten Mal stattfand, befragte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid bundesweit 3300 Menschen mit Migrationshintergrund. Die Befragten stammten aus der Türkei, dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, Polen, Italien, Griechenland und den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Sie repräsentieren den Angaben zufolge 59 Prozent der in Deutschland lebenden Migranten.

Der aktuelle Untersuchung zufolge nahm die Nutzung deutschsprachiger Medien im Vergleich zur ersten Umfrage zu, der stärkste Zuwachs zeigte sich demnach beim Internet. Zugleich verbesserten sich seit 2007 bei allen Migrantengruppen die deutschen Sprachkenntnisse: 80 Prozent verstehen die deutsche Sprache gut beziehungsweise sehr gut - vor vier Jahren waren es noch 76 Prozent. Heimatsprachige Angebote nutzen Migranten demnach vor allem beim Fernsehen, in geringerem Umfang auch für das Internet. So sehen 45 Prozent der Migranten in Deutschland regelmäßig Programme in ihrer Muttersprache, 22 Prozent nutzen heimatsprachige Internetseiten.

Die Studie kommt zudem zu dem Ergebnis, dass für die Mediennutzung von Migranten deren Alter, Geburtsland, Bildung und deutsche Sprachkenntnisse mindestens so wichtig sind wie die ethnische Herkunft. Junge Migranten zwischen 14 und 29 Jahren nutzen demnach bevorzugt deutsches Fernsehen, Radio und Internet. Die Programmvorlieben ähneln denen junger Menschen ohne Migrationshintergrund: Beim Fernsehen sind die deutschen Privatsender besonders beliebt, beim Radio die Programme von Radio NRW und "Eins Live".

"Von einer medialen Parallelgesellschaft der Migranten kann in Deutschland nicht die Rede sein", kommentierte die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel die Ergebnisse der Studie. Insbesondere bei den Jüngeren dominiere die Nutzung deutscher Medien. "Sie haben in Bezug auf die Mediennutzung mehr Gemeinsamkeiten mit ihren deutschen Altersgenossen als mit ihren Eltern und Großeltern." Das sei eine "wichtige Erkenntnis, die in der Integrationsdebatte eine Rolle spielen sollte". ZDF-Intendant Markus Schächter unterstrich, vor allem in den "öffentlich-rechtlichen Kernkompetenzen, der zuverlässigen und glaubwürdigen Information, sind die Programme von ARD und ZDF inzwischen ein unverzichtbarer Bestandteil im Medienrepertoire der Migranten".

rh/ul