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Newsroom – Rupert Sommer

Markus Knall und das 1.000-Artikel-Experiment bei Ippen: Lokaljournalismus per KI skalieren

Markus Knall und das 1.000-Artikel-Experiment bei Ippen: Lokaljournalismus per KI skalieren Markus Knall (Foto: APA-Fotoservice/Ludwig Schedl)

Mit einem sieben Seiten langen KI-Prompt und über 1.000 automatisch generierten Artikeln zur Bundestagswahl testete Markus Knall, Chefredakteur bei Ippen.Media, wie personalisierter Lokaljournalismus skalierbar wird.

Wien – „KI kreiert eine neue Form von Journalismus“, sagte Markus Knall, Chefredakteur und Director Content bei Ippen.Media, beim European Publishing Congress. An gewöhnlichen News-Tagen bringt seine Redaktion über alle Portale hinweg täglich mehr als 2.000 Texte in Umlauf. Doch Knall will den Inhalte-Austausch weiter deutlich steigern – mit maßgeschneiderten Angeboten, die exakt auf die Leseinteressen im lokalen Umfeld zugeschnitten sind.

 

Riesiger Prompt

Ein erster großer Praxistest bei Ippen.Media war die zurückliegende Bundestagswahl. Gemeinsam mit dem hauseigenen KI-Team ließ Knall Wege entwickeln, um die Wahlergebnisse der Wahlnacht automatisiert für jede der über 10.000 Gemeinden Deutschlands aufzubereiten.

Das Ergebnis: ein sieben DIN-A4-Seiten langer Prompt, mit dem das Team die Anwendung Claude 3.7 fütterte. Am Ende entstanden nicht über 10.000 Texte – aber immerhin 1.152 individuelle Artikel zur Bundestagswahl.„Wir haben Menschen adressiert, die wir sonst nie erreichen“, so Knall.

 

„Auch 100 Menschen verdienen es, journalistisch angesprochen zu werden.“

Tatsächlich ermöglichte die KI erstmals eine Berichterstattung, die Wahlergebnisse bis auf Gemeindeebene herunterbrach – anstatt nur bundesweite Trends oder Länderergebnisse zu zeigen, wie es die überregionale Presse traditionell tut. Dank der über 1.000 zusätzlichen Artikel – ergänzt zu den regulären 2.000 des Tages – wurden die Redaktionsteams nicht zusätzlich belastet und konnten sich auf Analyse- und Hintergrundtexte konzentrieren.

 

Knall ist besonders stolz auf die Qualität der automatisch generierten Berichte. „Ich will bei einer Wahl keine Halluzinationen sehen“, hatte er im Vorfeld betont. Tatsächlich zeigte sich: Übertragungsfehler, wie sie früher beim händischen Aufbereiten häufiger auftraten, ließen sich durch den strukturierten KI-Einsatz deutlich reduzieren.

 

Unterm Strich erreichte das 1.000-Artikel-Experiment rund 558.000 Nutzerinnen und Nutzer – auch wenn einzelne Gemeindetexte nur geringe Klickzahlen aufwiesen. Für Knall ist der Image-Erfolg dennoch zentral: „Ihr schreibt doch alle das Gleiche“ – diesem Vorwurf wollten wir etwas entgegensetzen. Sein Konter: „Plötzlich kann man für Menschen schreiben, die sagen: ‚Ihr hört uns doch gar nicht zu.‘“ Ein mögliches Zukunftsmodell für den Lokaljournalismus. Knalls Fazit: „KI wird für Lokaljournalismus absolut zentral sein.“

 

 

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