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"Machen Sie Lokalredakteure zu Helden"

Der Zeitungskongress in Berlin sucht neue Wege für Qualität im Journalismus

 

 

Berlin (dapd) - Die deutschen Verleger treibt weiter die Frage um, wie ihre Zeitungen auch in Zeiten des Internets interessant bleiben können. Auf dem Zeitungskongress 2012 gab ihnen am Dienstag ein TV-Manager einen überraschenden Ratschlag: "Machen sie Lokalredakteure zu Helden", sagte der Digitalstratege von ProSiebenSat.1, Arnd Benninghoff. Der Weg dorthin führe über Spitzengehälter und Förderung junger Talente.

Der Geschäftsführer der Essener WAZ-Mediengruppe, Christian Nienhaus, übte sich in der Debatte auch in Selbstkritik. "Wir müssen die Einbetonierung unserer Geschäftsmodelle in Frage stellen", sagte Nienhaus. Er denke nun etwa über Printformate für junge Leser nach. Interessant finde er etwa die "Welt Kompakt", den handlichen Ableger der Zeitung "Die Welt" aus dem Axel-Springer-Verlag, sagte Nienhaus.

"Qualität kostet Geld"

Eine andere Idee äußerte der Chefredakteur der "Rheinischen Post". Sven Gösmann will künftig deutlich stärker auf Marktforschung setzen, um seine Zeitung interessant zu machen. "Ein großes Manko unserer Branche ist es, dass wir zu wenig auf die Menschen hören, die uns bezahlen", sagte er. TV-Sender seien hier viel umtriebiger als die Verlage. "Wir sind hingegen nur dann da, wenn wir große Veränderungen planen. Meine These: Höre dem Menschen zu, für den du arbeitest."

Der ehemalige Intendant des Deutschlandfunks Ernst Elitz forderte in seiner Rede vor den etwa 400 Verlegern, Managern und Chefredakteuren der deutschen Tageszeitungen Investitionen in die Verlagshäuser. "Der Leserreporter kostet eine ordentliche Stange Geld", sagte er. Es sei ein Trugschluss, Informationen und Fotos von Lesern nutzen zu können, um die Kosten für Redaktionen zu drücken, wie das gelegentlich schon mal geschehe: "Qualität kostet Geld. Es braucht gutes Personal."

Zeitungen in Deutschland geht es insgesamt gut

Bereits am Montag, dem ersten Tag des zweitägigen Kongresses, hatte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Befürchtungen zerstreut, Tageszeitungen steckten in der Krise. Vielen Häusern gehe es nach wie vor gut: "Sie sind weiterhin wirtschaftlich stark", so Helmut Heinen, Herausgeber der "Kölnischen Rundschau". Der Verkauf von Werbeplätzen habe zuletzt zwar etwas geschwächelt. Der Ausbau auf anderen Feldern wie der Ausrichtung von Veranstaltungen werde aber dafür sorgen, "dass wir unsere Position halten werden".

Heinen hatte die Politik zum Kongressauftakt aufgefordert, rasch faire Marktbedingungen für die Verlage zu schaffen. Damit Zeitungshäuser mit dem Zustellen von Post Geld verdienen könnten, solle etwa der Briefmarkt "tatsächlich" liberalisiert werden - derzeit habe die Deutsche Post AG noch ein "Quasi-Monopol". Auch das von der Bundesregierung geplante Leistungsschutzrecht, mit dem Dienste wie Google für ausführliche Links auf Verlagsinhalte im Internet bezahlen müssten, dürfe in Bundestag und Bundesrat nicht ins Stocken kommen.