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Literatursendungen brauchen laut Medienexperte neue Konzepte

Das Fernsehen spiele in der Literatur seit den 1960er Jahren eine große Rolle und werde immer wieder thematisiert. Für eine Literatursendung wäre es deshalb ein gelungener Einstieg, Bücher zu vorzustellen, sich mit dem Fernsehen beschäftigen.

Essen (dapd). Für den Erfolg von Literatursendungen im Fernsehen müssen nach Expertenmeinung bisherige Präsentationsformen überdacht werden. "Lediglich neue Gesichter reichen nicht. Nötig sind neue Konzepte", sagte Rolf Parr, Literatur- und Medienwissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen, im dapd-Gespräch.

"Der Spieß könnte umgedreht werden", fügte der Professor hinzu. Das Fernsehen spiele in der Literatur seit den 1960er Jahren eine große Rolle und werde immer wieder thematisiert. Für eine Literatursendung wäre es deshalb ein gelungener Einstieg, Bücher zu vorzustellen, sich mit dem Fernsehen beschäftigen. "Nichts tut ein Medium lieber, als sich selbst thematisieren", erläuterte Parr.

Das Fernsehen ist nach Ansicht von Parr generell eine schwierige Plattform zur Präsentation von Literatur. Das bildungsbürgerliche Publikum als Zielgruppe tue sich mit dem Massenmedium Fernsehen oftmals schwer. "Vielfach wird eine Haltung gepflegt, nach der man entweder liest oder fernsieht", erklärte er. Deshalb seien diejenigen, an die sich die Sendungen richteten, vom Fernsehen nur schwer ansprechbar. Anderseits habe das Publikum, dass viel fernsehe, meist nur wenig für Literatur übrig.

Die Sender hätten deshalb zwei Möglichkeiten. Sie könnten Literatursendungen sehr spät ausstrahlen, dann sei das bildungsbürgerliche Publikum durchaus erreichbar. "Denn was zu später Stunde gezeigt wird, ist wieder ernsthaft." Dann würden jedoch Quoten erzielt, für die sich "Fernsehmachen nicht lohnt".

Oder Literatursendungen würden früher ausgestrahlt. "Dann müsste die Ernsthaftigkeit geopfert und Entertainment am Gegenstand der Literatur gemacht werden", sagte Parr. Damit sei jedoch ein literaturinteressiertes Publikum nur schwer erreichbar.

Als Beispiel nannte der Wissenschaftler die 2001 eingestellte erfolgreiche ZDF-Sendung "Das literarische Quartett". "Die Frage, ob sie die Sendung kennen, haben damals viele Menschen bejaht. Wenn jedoch nach den in der Sendung besprochenen Büchern gefragt wurde, sah das schon ganz anders aus", sagte Parr.