Vermischtes
KNA – Joachim Huber

Kommt die 30-Minuten-„Tagesschau“? Was das neue „Top-Thema“ auf Tagesschau24 wirklich bedeutet

Kommt die 30-Minuten-„Tagesschau“? Was das neue „Top-Thema“ auf Tagesschau24 wirklich bedeutet Marcus Bornheim (Foto: BR)

Seit Mitte Juli verlängert die ARD ihre Hauptnachrichtensendung im Nachrichtenkanal Tagesschau24 um ein „Top-Thema“. Was steckt dahinter – und wird daraus bald eine halbstündige „Tagesschau“ im Ersten? Chefredakteur Marcus Bornheim antwortet.

Hamburg (KNA) – Das Gerücht machte schon vor einigen Wochen die Runde: Arbeitet die ARD an einer 30-minütigen Ausgabe der „Tagesschau“? Seit Mitte Juli geht die Hauptnachrichtensendung zumindest im Nachrichtenkanal Tagesschau24 mit dem sogenannten „Top-Thema“ in die Verlängerung. Im Interview mit dem KNA-Mediendienst spricht Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur ARD-aktuell, über Beweggründe, erste Erfahrungen und weitere Pläne.


Was waren die Beweggründe für die Erweiterung?
Marcus Bornheim: Bei besonderen Nachrichtenlagen hat Tagesschau24 bereits seit einiger Zeit um 20.15 Uhr monothematisch berichtet – ergänzend zu unserem bewährten Nachrichtenüberblick um 21.15 Uhr. Angesichts des großen Zuschauerinteresses an vertiefender Berichterstattung haben wir die Sendestrecke mit dem „Top-Thema“ um 20.15 Uhr als festen Programmbestandteil eingeführt. Das bringt auch praktische Vorteile: Zu dieser Zeit sind unsere Korrespondentinnen und Korrespondenten weltweit besser erreichbar, was sowohl die redaktionelle Planung als auch die Umsetzung der Sendung erleichtert.

 

Was macht ein Thema zum „Top-Thema“?
Das sind zum Beispiel erwartbare Ereignisse wie ein Nato-Treffen, das längerfristig geplant wird. Es kann aber auch eine Breaking News sein. In der Regel orientiert sich das „Top-Thema“ an dem Hauptthema der 20-Uhr-„Tagesschau“. Über den Tag wird Inhalt und Aufbau der Sendung in mehreren Konferenzen diskutiert, kurzfristige Änderungen sind natürlich immer möglich. So ist das ja bei all unseren Angeboten.

 

Anders als die „Brennpunkte“ im Ersten wird das „Top-Thema“ nicht von einer der ARD-Landesrundfunkanstalten gestemmt, sondern von ARD-aktuell in Hamburg. Vereinfacht das die Produktion?
Die Vertiefung von Breaking-News-Themen ist fester Teil der DNA von Tagesschau24. Wir senden über den Tag verteilt in jeder Sendestunde mehrere Schwerpunkte, die aus Moderationen, Beiträgen und vertiefenden Gesprächen bestehen. Unsere Redaktion ist geübt in der Umsetzung solcher Sendestrecken. Auch in Breaking-News-Lagen ist Tagesschau24 schnell auf Sendung, um das Bedürfnis nach Information und Vertiefung zu erfüllen.

 

Warum gibt es im „Top-Thema“ keine Interviews mit Prominenten oder Politikerinnen? Will man den „Tagesthemen“ nichts wegnehmen?
Gespräche mit Expertinnen und Experten oder Korrespondentinnen und Korrespondenten sind Hauptbestandteil des „Top-Themas“. Politikerinterviews finden bei Tagesschau24 schon immer eher selten statt. Das hat aber nichts mit den „Tagesthemen“ zu tun. Im Gegenteil: Wenn die „Tagesthemen“ ein Politikergespräch voraufzeichnen, wird es vor der Ausstrahlung im Ersten bei Tagesschau24 gezeigt. Wir nutzen die Ressourcen optimal – für das „Top-Thema“ müssen keine zusätzlichen Kapazitäten geschaffen werden.

 

Zuweilen kommt aber kein Topthema, sondern allgemeine Nachrichten. Entsteht da nicht der Eindruck von A- und B-Ware?
Dieser Eindruck täuscht. Wir behandeln maximal zwei Themen im „Top-Thema“. Ziel ist es, sich monothematisch am Hauptthema der 20-Uhr-„Tagesschau“ zu orientieren. Derzeit probieren wir noch aus.

 

Wie erfolgreich ist das Format bislang?
Die Quoten zeigen, dass das „Top-Thema“ im linearen Fernsehen sehr gut angenommen wird. Der Marktanteil ab 20.15 Uhr hat sich verdoppelt bis verdreifacht. Inhalte von Tagesschau24 werden auch über tagesschau.de, die ARD-Mediathek, YouTube, TikTok und Instagram erfolgreich ausgespielt – besonders für junge Zielgruppen, die dort Nachrichten suchen.

 

Was passiert, wenn auf die „Tagesschau“ ein „Brennpunkt“ folgt?
Dann wird der „Brennpunkt“ auf Tagesschau24 übernommen.

 

Ist das „Top-Thema“ ein Testlauf für eine 30-minütige „Tagesschau“ im Ersten?
Nein. Die Überlegung, die „Tagesschau“ im Ersten auf 30 Minuten zu verlängern, war Teil interner Tests in einer frühen Entwicklungsphase. Die Ergebnisse haben aber dazu geführt, dass wir diese Idee derzeit nicht weiterverfolgen. Eine Verlängerung ist nicht geplant.