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Journalisten im Rampenlicht

Journalisten im Rampenlicht Katharina te Uhle

Das 1x1 einer erfolgreichen journalistischen Moderation. Katharina te Uhle, Moderatorin bei WDR 2, rät „Lerne, mit der Stimme zu arbeiten“.

Berlin – Der Begriff Moderation stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bezieht sich auf die Lenkung oder Steuerung von Prozessen. Bei jeder Form und in jedem Kontext – von Diskussionen und Meetings bis hin zu Seminaren und Bühnenpr.sentationen – sollte das Ziel klar sein: Möchtest du beispielsweise vorrangig informieren oder ein bestimmtes Gefühl bei den Teilnehmenden auslösen? Die Klärung solcher Fragen ist eine Prämisse erfolgreicher Moderation. Wie dies gelingt erklärt  Johannes Meyer in der „Journalisten-Werkstatt – Überzeugend moderieren“.

 

Die Basis: Journalistische Recherche

Der Moderator oder die Moderatorin muss eine Recherchehypothese aufstellen, die Inhalte adäquat eingrenzen und die relevanten Unterthemen identifizieren. Insbesondere die journalistische Moderation erfordert eine umfassende Recherche im Vorfeld, um Informationen sachgerecht zu veranschaulichen und für Zusammenhänge zu sensibilisieren. Bianca Hauda, Moderatorin des Arte-Kulturmagazins „Twist“, erschließt sich zum Beispiel die Themen so: „Ich sammle erst Artikel, Zitate, Dinge, die mir zufällig einfallen. Dann mache ich oft noch eine Mindmap. Parallel dazu erstelle ich ein anderes Dokument und schreibe mir Fragen auf.“

 

Die Anmoderation: Der Einstieg in ein Thema

Die Anmoderation ist formatübergreifend wichtig, um das Thema anzuteasern und die Beteiligten vorzustellen. Sie lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums auf das Thema und baut Spannung auf, ohne zu viel vorwegzunehmen. Zur Vorbereitung auf eine Moderation stellen wir uns hierzu die Frage: Was finde ich selbst spannend und welche Geschichten kann ich erzählen, ohne ein Thema zu stark zu framen oder mit Floskeln anzuöden? Humor hilft. „Ich stelle mir da zum Beispiel immer wieder Politiker vor, die im Publikum sitzen und gähnen. Deswegen versuche ich, möglichst galant durch ein Programm zu leiten und ein paar Spitzen zu setzen, dass es ein bisschen lustig ist“, sagt Bianca Hauda, die neben ihrem TV-Job häufig auf Bühnen steht.

 

Zwischenmoderationen: Das passende Timing

„Jetzt kommen wir zum nächsten Programmpunkt“ ist ein Beispiel dafür, wie Übergänge zwischen Programmpunkten nicht gestaltet werden sollten. Gerade beim Radio steht dafür nur sehr wenig Zeit zur Verfügung. Umso wichtiger ist das richtige Timing, sagt auch Katharina te Uhle, Moderatorin bei WDR 2: „Timing ist ganz wichtig, vor allen Dingen, weil unsere Hörerinnen und Hörer das Recht haben, dass die Musiktitel, die wir spielen, ausgespielt werden. Ich glaube, ein Zimmermeister kann dir aus dem Stand zeigen, wie lang 45 Zentimeter sind. Und so habe ich inzwischen im Gefühl, wann 30 Sekunden vorbei sind. Das ist einfach Übung, das kommt mit den Jahren.“

 

Die Abmoderation: Ein Ende finden

Eine Abmoderation ist am Ende eines Programmpunktes üblich, kann aber oft auch weggelassen werden. Sie bietet sich jedoch an, um zusätzliche Informationen zu liefern, die im Programmbeitrag nicht erwähnt wurden. Wie zum Beispiel Hinweise auf weiterführende Informationen im Internet. Aber Achtung: Mit persönlichen Kommentaren nach dem Programmpunkt sollte  man dosiert umgehen. Das kann den vorhergegangenen Beitrag ungewollt abwerten, wenn es nicht genau den Kern trifft.

 

Präsenz auf der Bühne

Eine korrekte Sprechweise und eine klare Artikulation sind unerlässlich, damit die Informationen und auch die emotionalen Botschaften mit maximaler Verständlichkeit beim Publikum ankommen. Ob die Moderationstexte vorab ausformuliert oder lediglich in Stichpunkten festgehalten werden, ist eine Frage der eigenen Präferenzen. In jedem Fall ist es aber wichtig zu beachten, dass Sprechtexte keine wissenschaftlichen Vorträge sind, sondern natürlich fließen sollten. „Es muss klingen, als würde ich etwas erzählen. Ich darf nicht so schreiben, als würde ich einen Text für eine Zeitschrift oder eine Zeitung verfassen“, sagt Katharina te Uhle. Deshalb formuliert sie ihre Fragen „ganz viel mit Pünktchen, Pünktchen und Gedankenstrichen“. Moderationskarten können unterstützend eingesetzt werden. Doch eine souveräne Moderation erfordert, dass die wesentlichen Eckdaten und Aussagen auswendig gelernt werden. Was verschult klingen mag, ist eine Frage der Übung, die der Sicherheit und Souveränität dient. So sagt Moderatorin Bianca Hauda: „Es ist verrückt, wie schnell Auswendiglernen zur Routine wird. Ich schreibe meine Texte zudem bis kurz vor der Veranstaltung immer noch mal um. Auch der Prozess des Umschreibens fördert das Einprägen.“ Wie präsent die moderierende Person ist, wird in der Stimme spürbar. Das sollte sich jeder, ob auf der Bühne oder vor dem Mikrofon, stets bewusst machen. Die Wahrnehmung der Stimme wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, darunter die Artikulation, Betonung und Sprechgeschwindigkeit. Eine angenehme Stimme und eine gute Betonung können dazu beitragen, dass die Moderation nachhaltig im Gedächtnis der Zuhörerschaft bleibt. Arbeiten mit der Stimme bedeutet beispielsweise für Radioprofi Katharina te Uhle, dass sie ruhiger spricht, wenn ein Thema sehr emotional ist. Grundsätzlich gilt: Eine Betonung sollte nicht übertrieben wirken und die Natürlichkeit der Stimme erhalten bleiben. Auch ein monotoner Sprachrhythmus kann das Publikum schnell langweilen, während zu schnelles oder zu langsames Sprechen das Verständnis erschwert.

Ein wichtiger Punkt, der oft zu kurz kommt: Pausen – im Redefluss oder in einem Gespräch – sind für das Verständnis sehr wichtig. Denn sie geben der Zuhörerschaft die nötige Zeit, das Gesprochene zu verarbeiten. Markieren Sie sich deshalb schon in Ihren Moderationstexten potenzielle Pausenzeichen!

 

Wenn der Körper spricht

Die Arbeit mit der Stimme ist zwar auch körperlich, doch Optik und Körpersprache spielen in den visuellen Formaten eine noch größere Rolle, denn Aussehen und Sprachausdruck werden auf der Bühne oder in Videos an erster Stelle wahrgenommen. Die Kleidung sollte zum Anlass passen und die eigene Persönlichkeit unterstreichen, ohne zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es mag für die einen oder anderen frustrierend sein, wenn sich Zuschauerkommentare vor allem auf das Aussehen oder die Kleidung einer moderierenden Person statt auf den Inhalt des Beitrags reduzieren. Das bedeutet aber zu gleich, dass sich damit ebenfalls arbeiten lässt, denn die Aufmerksamkeit des Publikums kann auch mit dem Körper, mit Mimik, Gestik und dem Blickkontakt gelenkt werden. Das gilt erst recht auf Podien mit mehreren Gesprächspartnern. Vor allem aber spiegelt die eigene Körperhaltung – im Idealfall gewollt – die innere Haltung wider und beeinflusst Atmung, Stimmung und Stimmlage. Machen Sie sich daher stets bewusst: Eine aufrechte Haltung beim Moderieren vermittelt Selbstbewusstsein und Kompetenz, während ein gebeugter Rücken oder hängende Schultern Unsicherheit und Schwäche ausdrücken können. Ein ruhiger Stand mit festem Standbein und ein Tablet als Moderationskarte in der Hand können helfen, zu starkes Gestikulieren mit den Händen (weniger ist mehr!) und Nervosität zu bändigen. Eine Analyse eigener Videoaufnahmen hilft übrigens sehr, Schwächen in der Körpersprache und im Outfit zu erkennen.

 

Zur „Werkstatt“ mit folgenden Themen:

  • Event- und Podiumsmoderation
  • Studiomoderation
  • Seminarmoderation
  • Frage der Persönlichkeit
  • Nachgefragt: Moderieren für Social Media
  • Rollenkonflikte