Vermischtes
Newsroom

Heftig.co-Macher: „Bild“-Zeitung „betulich und staatstragend“

Hat die „WirtschaftsWoche“ für das Exklusiv-Interview mit den Machern mit den Potsdamer Unternehmern Michael Glöß und Peter Schilling, die den Web-Erfolg Heftig.co verantworten, tief in ihr Redaktionsetat gegriffen und für das Gespräch bezahlt? Von Bülend Ürük.

Berlin - Diesen Vorwurf erhebt zumindest das „Focus“-Magazin in seiner neuesten Ausgabe. "Focus" schreibt, dass die "Story" über Heftig.co "exklusiv an eine Zeitschrift verkauft" wurde.

Die "WirtschaftsWoche" wird in der Meldung zwar nicht namentlich erwähnt, aber da die "WiWo" als einziges Blatt die Heftig.co-Macher bislang getroffen hat, kann es sich in dem Halbsatz nur um das Wochenmagazin aus der Verlagsgruppe Handelsblatt handeln.

Die "WiWo" wehrt sich gegen die Vorwürfe aus München. Gegenüber Newsroom.de erklärt Sprecherin Kerstin Jaumann: "Bei dem Beitrag über Heftig.co handelt es sich um eine Exklusivgeschichte der WirtschaftsWoche, für die kein Geld gezahlt wurde." Jaumann fügt hinzu: "Wir behalten uns rechtliche Schritte vor, gehen aber nicht davon aus, dass wir sie einleiten werden, da die WirtschaftsWoche nicht identifizierend benannt ist."

Auf sechs Seiten breitet die „WirtschaftsWoche“ in der neuen Ausgabe die Geschichte von Heftig.co aus.

Leider verraten die Macher dabei nicht, wie und ob sie für den Erfolg von Heftig.co vor allem auf Facebook mit über 750.000 Fans bezahlt haben, also beispielsweise gezielt Werbung auf Facebook für ihre Beiträge geschaltet haben - und vor allem wie sie die Zielgruppe eingekreist haben.

 


Von Potsdam aus erlebt der deutschsprachige Markt eine Medienrevolution. Mit Heftig.co haben die Gründer Michael Glöß und Peter Schilling die Erfolgsgeschichte  des Jahres geschrieben. In der aktuellen "WirtschaftsWoche" geben sie kleine Einblicke in ihre Erfolgsgeschichte. Foto: Ausriss "WirtschaftsWoche"

 

 

Nur so viel: Twitter, Google oder GooglePlus brauchen Glöß/Schilling für ihren Erfolg nicht. „Es ist ja auch nicht viel los bei Google+, das wird vor allem für Hangout-Videokonferenzen genutzt. Twitter wiederum hat nicht die Zielgruppe, die wir ansprechen wollen- das ist eher eine kleine Avantgarde“, sagt Gründer Peter Schilling im Gespräch mit den „WirtschaftsWoche“-Reportern Michael Kroker und Peter Steinkirchner.

Zielgruppe von Heftig.co seien vor allem Frauen zwischen 25 und 45 Jahren, „die eigentlich nicht medienaffin“ seien, so Gründer Michael Glöß.

Glöß betrachtet Heftig.co aber auch nicht als Journalismus, sondern als „Teil einer Medienrevolution.“

Gegenüber Kroker/Steinkirchner wirft Glöß Journalisten vor, dass sie sich viel zu sehr von ihren Lesern entfernt hätten: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich die Journalisten doch sehr weit von der Lebenswelt ihrer Kunden entfernt haben und sich oft über ihre eigentlichen Brötchengeber erheben.“

Das gilt offensichtlich auch für die im Netz erfolgreichste deutsche Medienmarke, die „Bild“-Zeitung von Axel Springer.

Für Michael Glöß steht nämlich fest, dass die „Bild“ ihre Leserschaft nicht mehr erreicht. Glöß: „Und seitdem sogar die „Bild“-Zeitung so betulich und staatstragend geworden ist, öffnen sich neue Räume, die andere nicht bedienen.“

Diese Kampfansage wird vor allem Bild.de-Chefredakteur Julian Reichelt nicht gefallen, der mit neuen Formaten die Entwicklung von Bild im Internet vorantreibt.

Bülend Ürük

Wie „betulich und staatstragend“ ist die „Bild“-Zeitung aus Ihrer Sicht? Und lässt sie Lücken, in denen sich neue Mitbewerber so breit aufstellen können wie Heftig.co? Ihre Einschätzung bitte per Mail an chefredaktion@newsroom.de. Eine Auswahl veröffentlichen wir hier auf Newsroom.de.