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Haben junge Journalisten keinen Biss mehr?

Haben junge Journalisten keinen Biss mehr? Ronja Ebeling, freie Journalistin, Podcasterin, Buchautorin (Foto: Jan Lops)

Journalistinnen und Journalisten unter 30 haben einen anderen Zugang zu Arbeit und ein anderes Verständnis von Karriere. Was bedeutet diese Einstellung für ihren Eintritt in Redaktionen und für ihr berufliches Fortkommen? Und inwiefern wird sich die Branche durch die Generation Z verändern? 3 Thesen und die Erklärungen dazu.

Sie tritt selbstbewusst auf, will nach eigenen Regeln arbeiten und scheint keinen großen Wert auf eine erfolgreiche Karriere im klassischen Sinn zu legen. Eine austarierte Work-Life-Balance ist ihr wichtiger als Geld, Prestige und Einfluss, heißt es oft.

 

Die Rede ist von der Generation Z, zumeist mit Gen Z abgekürzt. Das sind jene jungen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Sie folgt auf die Generation Y, auch Millennials genannt. Die Gen Z ist somit die erste Generation, die als Digital Natives mit dem Smartphone aufgewachsen ist.

 

Ein Segen für die im Umbruch befindliche Medienlandschaft? Oder vertragen sich die Anforderungen von Redaktionen nicht mit den Ansprüchen von Personen, die zunehmend Teilzeit, von zu Hause aus und in flexiblen, auf sie zugeschnittenen Modellen arbeiten wollen? Fragen, die anhand dreier Thesen zur Generation Z und zur Medienlandschaft beantwortet werden sollen – unter die Lupe genommen von Vertretern dieser Altersgruppe sowie Medienexperten.

 

THESE 1

Die Generation Z verfügt zwar über beachtliche Lebensläufe, hat aber keinen Ehrgeiz und keine Karriereambitionen. Stattdessen legt sie mehr Wert auf Auslandsaufenthalte nach dem Studium, mehrere Praktika in Bereichen, die sie interessieren, und eine ausgewogene Work-Life-Balance.

 

Die „beachtlichen Lebensläufe“ resultierten daraus, dass immer mehr junge Menschen studieren, sagt Ronja Ebeling. Die 26-Jährige ist freiberufliche Journalistin, Podcasterin, Speakerin, Unternehmensberaterin und Buchautorin in Hamburg. Ihr neues Buch „Work Reloa- ded“ erscheint im April 2023. Das, wie sie es nennt, „Akademisierungsproblem in der Gesellschaft“ habe zur Folge, dass ein einfacher Bachelor-Abschluss nicht mehr reiche und ein Lebenslauf nur dann „glänze“, wenn Auslandsaufenthalte und möglichst viel Berufserfahrung während des Studiums gesammelt wurden. Dabei dürfe aber nicht vergessen werden, dass diese Art von Lebenslauf nicht nur an Ehrgeiz geknüpft sei, sondern auch an finanziellen Möglichkeiten. Daher empfehle sie Unternehmen, stärker auf die Einstellung der Bewerbenden zu achten: Ist die Person motiviert? Hat sie ein gutes Gespür für Menschen? Ist sie lernbereit?

 

In ihrem eigenen Lebenslauf steht ein abgebrochenes Studium. Sie habe es abgebrochen, weil ihr früherer Verlag ihr ein Volontariat angeboten habe. „Dieses Angebot wurde mir gemacht, weil ich im Praktikum sehr ambitioniert und interessiert war. Solche Eigenschaften sind sehr viel wichtiger – insbesondere in Zeiten der Digitalisierung.“ Generell erfahre der Arbeitsmarkt derzeit nicht nur einen Mangel an Mitarbeitenden, er habe auch einen großen Bedarf an geeigneten Führungskräften, sagt Ebeling. Sie verweist darauf, dass laut der „Initiative Chefsache“ nur noch 40 Prozent der Männer und 34 Prozent der Frauen Führungskräfte werden wollen.“

 

Die vielen ineinander überlappenden Krisen hätten zudem dazu geführt, dass sich viele die Frage stellten, was im Leben wirklich wichtig ist. Der Begriff Ehrgeiz sei immer noch zu stark an schulische und später berufliche Laufbahnen sowie an das Arbeiten in Chefetagen gekoppelt, sagt Julia Schuster. Die 21-Jährige ist Redakteurin bei der „Kleinen Zeitung“ in Österreich. „Ich denke aber, dass in der jungen Generation Ehrgeiz breiter gedacht wird. Aus meiner Sicht sind Menschen ehrgeizig, wenn sie sich ein für sie geeignetes Lebensmodell schaffen und ambitioniert auf die Ziele, die dieses beinhaltet, hinarbeiten.“ Neu interpretiert werden sollte auch der Begriff Work-Life-Balance. Denn bei diesem Begriff denke man nicht an eine gesunde Balance zwischen dem Berufs- und Privatleben. „Es kommt einem der Stereotyp eines jungen Menschen in den Sinn, der nicht mehr arbeiten und stattdessen sein Leben in vollen Zügen genießen will.“ Sie ist jedenfalls überzeugt davon, dass auch ihre Generation Karriereambitionen hat. Allerdings sei eine Führungsposition „kein so großes Statussymbol mehr“.

 

THESE 2

Der Eintritt in eine Redaktion ist heute deutlich schwieriger als noch vor 15 oder 25 Jahren. Der Wettbewerb ist enorm, einschlägige Hochschulabschlüsse sind ebenso gefragt wie Berufserfahrung durch Praktika.

 

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