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„Gesundheit ist auch Wirtschaft“ – Britta Rybicki über ihr Spezialgebiet

„Gesundheit ist auch Wirtschaft“ – Britta Rybicki über ihr Spezialgebiet Britta Rybicki (Foto: Lou Vincent)

Ob Arzneimittelpreise, Klinikreform oder Krankenkassenfinanzen – die „Handelsblatt“-Journalistin beleuchtet die Schnittstelle von Medizin, Politik und Ökonomie. Sie erklärt, was sie an der Gesundheitsökonomie fasziniert und wie man in das komplexe Thema einsteigt.

Köln – In der „Wirtschaftsjournalist:in“ porträtiert Roland Karle die „Handelsblatt“-Korrespondentin Britta Rybicki, die über die Wirtschaftskraft des Gesundheitssektors berichtet – ein Themenfeld, das immer komplexer, aber auch gesellschaftlich relevanter wird.


„Wirtschaftsjournalisten verwenden gerne Metaphern aus der Medizin“, schreibt Karle. „Zu einiger Berühmtheit hat es in Deutschland beispielsweise der ‚kranke Mann Europas‘ gebracht, womit die reformbedürftige Wirtschaft um die Jahrtausendwende (und neuerdings wieder) gemeint war.“

 

Ökonomen wie Hans-Werner Sinn prägten diesen Begriff, der medial stark aufgegriffen wurde. Auch andere Sprachbilder erinnern an Apotheke oder Wartezimmer: Die Wirtschaft leidet an „Wachstumsschwäche“, Zinssenkungen gelten als „Heilmittel“, und mit „Schocktherapie“ soll der Markt beruhigt werden.


Doch Medizin und Gesundheit sind nicht nur sprachliche Projektionsflächen, sondern auch gewichtige Wirtschaftszweige mit politischer, gesellschaftlicher und individueller Bedeutung. Wer über diesen Sektor berichtet, muss sich mit Systematik, Akteuren und Auswirkungen gut auskennen.


Britta Rybicki (35) berichtet für das „Handelsblatt“ aus Berlin über Gesundheitspolitik und die FDP. Zuvor leitete sie den Newsletter Handelsblatt Inside Digital Health. Sie studierte Politik und absolvierte ihr Volontariat an der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalismus. Ihre jüngsten Beiträge beschäftigen sich mit Kostentreibern im Gesundheitswesen, den Folgen von US-Zöllen auf deutsche Arzneimittel, Rentenplänen der Bundesregierung – und mit fünf goldenen Regeln für gesundes Altern.

 

Die Gesundheitsökonomie ist ein komplexes Gebiet. Wie sind Sie zur Expertin geworden?
Britta Rybicki: Durch viel Fragen, Lesen und Zuhören. Vor einigen Jahren habe ich beim „Handelsblatt“ an einem Newsletter zur Digitalisierung im Gesundheitswesen mitgearbeitet. Da habe ich schnell gemerkt, wie eng Gesundheit und Ökonomie zusammenhängen – und wie selten das verständlich erklärt wird. Seit Oktober 2024 berichte ich aus Berlin über Gesundheitspolitik und beschäftige mich vor allem mit Reformen, Finanzierung und Versorgung.

Was finden Sie reizvoll daran?
Mich reizt, dass so viele Ebenen zusammenkommen: Es geht um Geld, politische Entscheidungen, um medizinischen Fortschritt und am Ende immer um Menschen. Die Gesundheitspolitik und die Gesundheitsökonomie beantworten grundlegende Fragen: Wie wollen wir leben? Wie solidarisch ist unser System? Hinter Begriffen wie Arzneimittelpreise oder Klinikfinanzierung stecken oft ganz konkrete Gerechtigkeitsfragen: Wer bekommt was und warum? Das finde ich spannend.

Über Gesundheit, Medizin, Pharma, Wissenschaft – zudem in Verbindung mit wirtschaftlichen Fragen – verständlich zu berichten, damit tun sich viele schwer. Wie schaffen Sie das?
Ich frage mich am Anfang immer: Warum ist das wichtig und was steckt wirklich dahinter? Wenn ich das für mich klar habe, kann ich es meistens auch verständlich erklären. Wie in jedem anderen Berichtsfeld versuche auch ich, nicht zu sehr zu vereinfachen, aber Fachsprache und Jargon wegzulassen. Was immer hilft, sind konkrete Beispiele: Menschen, Entscheidungen, Situationen, an denen sich ein Thema zeigen lässt. Wenn am Ende jemand sagt: Jetzt verstehe ich das besser und hab etwas Neues gelernt, dann war’s ein guter Text. (...)

Ein Tipp für alle, die jetzt Lust auf das Thema bekommen haben: Was ist der beste und schnellste Weg, fit in Gesundheitsökonomie zu werden?
Nicht abschrecken lassen, einfach einsteigen. Am besten mit aktuellen Themen, über die gerade viel diskutiert wird: Klinikreform, Arzneimittelpreise, Krankenkassenfinanzen. Wer dazu ein paar gute Hintergrundtexte liest, mal einen Podcast hört oder mit Leuten aus dem Bereich spricht, kommt schnell rein. Und merkt ziemlich bald: Das ist spannender, als erwartet.“

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