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FTD: Gruner + Jahr bietet ein Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr Abfindung

Großzügig ist etwas Anderes. Der Großverlag Gruner + Jahr geht mit einem „indiskutablen“ Angebot in die Gespräche mit dem Betriebsrat. Nach NEWSROOM-Informationen bietet das Unternehmen den Beschäftigten der G+J-Wirtschaftsmedien jeweils ein Monatsgehalt Abfindung pro Beschäftigungsjahr an – der Betriebsrat will zwei Monatsgehälter Abfindung pro Beschäftigungsjahr. Die Gespräche laufen.

Hamburg - Für Gründungsredakteure, die seit dann 13 Jahren schon an Bord bei der "Financial Times Deutschland" sind und die noch von den exzellenten Gehältern der Anfangszeit profitieren, wäre natürlich schon ein Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr eine erkleckliche Summe, mit der sie nach Hause geschickt werden würden. Aber bei manchen kolportierten Anfangsgehältern von teilweise 35.000, 36.000 Euro würde nicht viel übrig bleiben. Und – von den Gründungsredakteuren sind nach Schätzungen vielleicht noch zehn, 15 Prozent an Bord, während einige Mitarbeiter noch gar nicht so lange für die Wirtschaftsmedien schreiben.

Jetzt liegt es an den Betriebsräten, für die Mitarbeiter der G+J-Wirtschaftsmedien zu kämpfen. Bei Gruner + Jahr hieß es auf Anfrage, dass die Abfindungsgespräch "Teil laufender Sozialplan-Verhandlungen" seien: "Wir bitten um Verständnis, dass wir zu internen Gesprächen grundsätzlich keine Auskunft geben."

Während an allen Standorten der G+J-Wirtschaftsmedien betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden, gelten für den Standort Berlin andere Gesetze. In der Hauptstadt möchte der Verlag "Capital" weiter verlegen, ab dem kommenden Sommer dann mit einer möglichst noch politischeren Ausrichtung.

Aus den Arbeitsverträgen geht aber nicht hervor, für wen man schreibt. Heißt - eine Zuordnung der Journalistinnen und Journalisten ist nach Aktenlage nicht möglich, auch wenn bestimmte Autoren verstärkt für "Capital" geschrieben haben. Nur eine Handvoll Autoren in Berlin können definitiv als „Capital“-Reporter identifiziert werden. "Das ist eine Frage für kundige Arbeitsrechtler", sagt ein Betroffener, der nicht genannt werden möchte.

Laut Gruner + Jahr beschäftigen die Wirtschaftsmedien am Standort Berlin 31 Mitarbeiter. Sollte der Standort Berlin bestehen bleiben, müsste dann doch eine Sozialauswahl erfolgen - der Verlag könnte nicht einfach entscheiden, wen sie halten möchten, heißt es in Hamburg.

Interessant wird auch die Frage, wer eigentlich außerdem an Bord bleibt, wenn die Aufhebungsverträge in Kraft treten, und das Monatsmagazin Capital weiterhin erscheint. Damit die Motivation bis zur endgültigen Trennung nicht ganz fällt, bietet Gruner + Jahr für diese Übergangszeit das doppelte Gehalt an. Zeit, die verloren geht, um einen neuen Job am Arbeitsmarkt zu finden.

Für Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes, steht fest: "Ein Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr ist absolut knickerig, ja indiskutabel". Gruner + Jahr hatte im Vorfeld stets betont, dass es den Mitarbeitern der WiMe großzügige Abfindungsangebote machen werde.

Bülend Ürük