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dpa

Ex-Bundespräsident Wulff bei Wächterpreis: Tagespresse ist wie Grundnahrungsmittel

„Für unseren Zusammenhalt gibt es auch ein Grundnahrungsmittel, das sind Tageszeitungen. Damit wir Geschehnisse einordnen können, damit ein Miteinander erhalten bleibt“, sagte der 64-Jährige.

Frankfurt/M. (dpa) − Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat die Bedeutung freier Presse und insbesondere von Tageszeitungen hervorgehoben. „Für unseren Zusammenhalt gibt es auch ein Grundnahrungsmittel, das sind Tageszeitungen. Damit wir Geschehnisse einordnen können, damit ein Miteinander erhalten bleibt“, sagte der 64-Jährige am Dienstag bei der Verleihung des Wächterpreises der Tagespresse in Frankfurt. Er glaube, dass für die Medienbranche sehr viel mehr getan werden müsse, „sowohl mit Worten, aber auch mit Geld als auch mit sonstiger Unterstützung auf verschiedenen Feldern“.

 

Meinungs- und Pressefreiheit sei insgesamt ein hohes Gut und Ausdruck entwickelter und stabiler Demokratie, sagte Wulff. „Wir spüren in anderen Ländern, dass der Untergang der Demokratie fast immer mit Einschränkungen der Pressefreiheit beginnt.“

 

Der Chefkorrespondent des „Kölner Stadt-Anzeigers“, Joachim Frank, wurde bei der Feier in Frankfurt für seine Recherchen zu einem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche im Bistum Köln ausgezeichnet. Er erhielt den ersten Preis und 10 000 Euro.

 

Laut der preisvergebenden Stiftung Freiheit der Presse führte Franks Arbeit erstmalig in der Bundesrepublik zu einem formellen Ermittlungsverfahren gegen einen Kardinal und Erzbischof. Gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wird seit November 2022 wegen des Vorwurfs der falschen Versicherung an Eides Statt ermittelt. Dabei geht es um die Frage, wann Woelki von Missbrauchsvorwürfen gegen einen früheren Sternsinger-Chef gewusst hatte. Woelki bestreitet sämtliche Vorwürfe.

 

Der zweite Preis und 6000 Euro gingen an den Lokalredakteur der „Neuen Westfälischen“ in Bielefeld, Gunter Held, der über einen Sorgerechtsstreit berichtet hatte, bei der ein Jugendamt einer Mutter ihr Kind wegnahm. Der mit 4000 Euro dotierte dritten Preis wurde an die Redakteurin der „Hamburger Morgenpost“, Nina Gessner, verliehen. Sie hatte über Recherchen belegt, dass die ohne Ausschreibung erfolgte Vergabe eines millionenschweren Förderprojekts der Stadt Hamburg nicht gerechtfertigt war. Die Vergabe wurde später zurückgenommen.

 

Der Wächterpreis der Tagespresse zählt zu den renommiertesten Journalistenauszeichnungen in Deutschland.