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Deutscher Kulturrat: "Roland Kochs ZDF-Attacke schadet der Kultur"

Koch hatte dem ZDF-Chefredakteur vorgehalten, in seiner Amtszeit hätten die Nachrichtensendungen stark an Akzeptanz eingebüßt. Der Vertrag von ZDF-Chefredakteur Brender läuft im März 2010 aus. Ministerpräsident Koch ist Mitglied des ZDF-Verwaltungsrats, der über eine Weiterverpflichtung Brenders entscheidet.

Hamburg/Berlin (dpa) - Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, hat die Vorwürfe des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) gegen ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender kritisiert. "Roland Kochs ZDF-Attacke schadet dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk erheblich", sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Donnerstag in Berlin. "Insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll für Unabhängigkeit und Pressefreiheit stehen. Er ist in besonderer Weise der Kultur verpflichtet."

Koch hatte dem ZDF-Chefredakteur vorgehalten, in seiner Amtszeit hätten die Nachrichtensendungen stark an Akzeptanz eingebüßt. Er sprach von "bitteren Zahlen". Unter anderem habe die Nachrichtensendung "heute" seit 2002 rund 26 Prozent ihrer Zuschauer verloren und sei damit hinter der ARD-"Tagesschau" und "RTL aktuell" auf Platz drei abgerutscht. Der Vertrag von ZDF-Chefredakteur Brender (60) läuft im März 2010 aus. Ministerpräsident Koch ist Mitglied des ZDF-Verwaltungsrats, der über eine Weiterverpflichtung Brenders entscheidet.

Kochs Gegner halten dem Politiker vor, er betreibe parteipolitisches Kalkül, weil er gegen eine Verlängerung Brenders Vertrag sei. Der Chefredakteur wird dem linken Lager zugeordnet. 14 prominente ZDF-Journalisten hatten Brender bereits in einem offenen Brief den Rücken gestärkt. Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), Vorsitzender des Verwaltungsrats, kritisierte Kochs Vorwürfe als konstruiert und vorgeschoben.

Der Kulturrat monierte am Donnerstag, "das von Ministerpräsident Koch angeführte Argument der vermeintlich geringeren Quoten der Sendungen "heute" und "heute-journal" ist ebenso fadenscheinig wie falsch." Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei zu einem Qualitätsprogramm verpflichtet. Sein Maßstab sei die Erfüllung des Programmauftrags und nicht der Quote. Ginge es allein um die Quote, dürfte der öffentlich-rechtliche Rundfunk keine anspruchsvollen Filme, keine Reportagen und keine Kultursendungen mehr senden.