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Der Kampf um die besten Köpfe im Wirtschaftsjournalismus

Der Kampf um die besten Köpfe im Wirtschaftsjournalismus Wolfgang Messner

„Jung, weiblich und digital“ sieht die Zukunft des Wirtschaftsjournalismus in Deutschland aus, schreibt Wolfgang Messner in seinem „WJ“-Editorial. Und er nennt fünf Learnings aus dem großen „Arbeitsmarktreport 2022“.

Berlin –  Lange sah der Arbeitsmarkt für Wirtschaftsjournalisten eher mau aus. Aber der Wind hat sich gedreht. Der große „Arbeitsmarktreport 2022“ des „Wirtschaftsjournalist“ zeigt: Gute Leute fehlen schon jetzt. „Höchste Zeit für die Medienhäuser, in die Ausbildung zu investieren“, schreibt Chefredakteur Wolfgang Messner in seinem „WJ“-Editorial:

 

„Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber als ich noch festangestellt war, hatte ich nie groß die Gelegenheit, über mein Gehalt zu verhandeln. Es gab halt immer nur Tarif. Nicht, dass ich keine Verbesserung meiner finanziellen Situation erstrebenswert gefunden hätte. Ein, zwei zaghafte Versuche in der Richtung, mehr Gehalt zu bekommen, blieben schon im Ansatz stecken. Mehr, wurde mir bedeutet, sei nicht drin. Aus Geldgründen wechseln wollte ich nicht. Anderswo sah es sowieso kaum besser aus. Danach unterließ ich derlei Offensiven. Man kann sich den Frust ja auch woanders im Leben abholen.

 

Jung, weiblich und digital

Heute würde ich ein Nein nicht mehr akzeptieren. Ich müsste das auch nicht. Denn in den Arbeitsmarkt für Journalisten ist Bewegung gekommen, obwohl er seit vielen Jahren heruntergewirtschaftet wird. Insbesondere für Wirtschaftsjournalisten, vor allem, wenn sie gut vernetzt und recherchestark sind und über Digitalwissen verfügen. Und ganz besonders, wenn sie dazu noch jung und weiblich sind. Dies zeigt der große „Arbeitsmarktreport 2022“ des Wirtschaftsjournalist, für den wir rund 20 der wichtigsten Chefredakteure, Verlagsmanager und Branchenexperten zu den Berufs- und Aufstiegschancen und dem Gehaltsgefüge der Wirtschaftsjournalisten befragt haben.

 

Das lange Leiden der Branche

Die Branche hat eine lange Leidenszeit hinter sich. Viele Arbeitsplätze wurden abgebaut. In den Medienhäusern jagt eine Umstrukturierung die nächste. Mit der Krise sank seit Jahren das Lohn- und Gehaltsniveau. Oft wurde bestenfalls Tarif bezahlt, aber inzwischen steigen Medienhäuser auch noch aus der Tarifbindung aus. Nun fehlen gute Leute und auch der Nachwuchs. Wer will schon auf so unsicherem Boden seine Zukunft bauen? Nur wer Leitungsaufgaben hat, wird heute noch gut entlohnt. Aber auch Ressortleiter schaffen es oft kaum noch über 100.000 Euro Jahresgehalt. Mehr bekommen nur im sehr dünnen Spitzenbereich die ganz wenigen Top-Journalisten bei den großen überregionalen Zeitungen, Magazinen und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie Privat- TV. Der Markt ist ausgedünnt, weil viele Wirtschaftsjournalisten auf die andere Seite gewechselt sind, wo PR-Agenturen und Pressestellen mit Aufschlägen von 20 oder 30 Prozent locken.  

 

Fünf Learnings aus dem „Arbeitsmarktreport 2022“

1. Gute Leute sind gefragter denn je

2. Es gibt zu wenig Nachwuchs

3. Wer gut ist, kann verhandeln

4. In der Spitze ziehen die Entgelte an

5. Kleine Verlage sind die Verlierer

 

Den Weg aus der selbst geschaffenen Misere kann die Branche nur schaffen, wenn sie den Nachwuchs wieder mehr fördert und konsequent in die Aus- und Weiterbildung investiert. Wer heute eine Karriere im Wirtschaftsjournalismus anstrebt, möchte einen interessanten und vielseitigen Arbeitsplatz vorfinden und Aufstiegschancen aufgezeigt bekommen. Es führt kein Weg daran vorbei, dass besonders im Wirtschaftsjournalismus nicht nur in der Spitze, sondern vor allem in der Breite wieder mehr bezahlt werden muss. Sonst bleiben die Talente dauerhaft weg.

 

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