Vermischtes
KNA

Berlusconi-Übernahme von ProSiebenSat.1 kurz vor dem Abschluss

Lange ging es hin und her, nun ist die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch die Familie Berlusconi auf der Zielgeraden. Der zweitgrößte Investor will seine Anteile an die Italiener verkaufen.

Amsterdam/Unterföhring (KNA) – Der Medienkonzern der Berlusconi-Familie Media For Europe (MFE) steht kurz vor der Übernahme von ProSiebenSat.1. Am Mittwochabend kündigte der zweitgrößte Investor, die tschechische PPF Group an, seine Anteile an MFE zu verkaufen. Damit dürfte MFE die Anteilsmehrheit erreichen. PPF hielt bisher gut 15 Prozent der Anteile, MFE bereits über 40 Prozent.


Der Entscheidung von PPF war eine regelrechte Bieterschlacht vorausgegangen. Sowohl der tschechische Investor als auch der italienische Medienkonzern hatten den anderen Aktionären Angebote zur Übernahme der Anteile vorgelegt und sich dabei jeweils gegenseitig zu überbieten versucht. Nach dem vorläufigen Ende der Übernahmefrist hatte keiner der beiden Unternehmen die 50-Prozent-Mehrheit erreicht, MFE hatte jedoch mit dem höheren Angebot deutlich die Nase vorn.

 

Mangelnde Augenhöhe

Es sei PPF nicht gelungen, ausreichend Aktionäre für die Unterstützung der eigenen Ziele zu gewinnen, schreibt der Konzern in einer Pressemitteilung. Aus diesem Grund habe man entschieden, die eigenen Anteile an MFE zu verkaufen und sich vom Engagement bei ProSiebenSat.1 zurückzuziehen. Schon jetzt habe MFE mit seinen gut 40 Prozent eine einfache Mehrheit bei Hauptversammlungen. Somit könne PPF nicht mehr als strategischer Investor auf Augenhöhe mit MFE zusammenarbeiten, so das Unternehmen weiter.

 

Damit dürfte die Übernahme des deutschen Medienkonzerns durch MFE in trockenen Tüchern sein. Die Frist für den Verkauf der Anteile läuft offiziell noch bis zum 1. September. ProSiebenSat.1 hat sich bislang noch nicht zur PPF-Ankündigung geäußert, hatte im Vorfeld aber seinen Aktionären empfohlen, das Angebot von Media For Europe anzunehmen.

 

An den Übernahmeplänen hatte es im Vorfeld immer wieder Kritik gegeben, weil Pier Silvio Berlusconi, dem Sohn des verstorbenen Medienunternehmers und Ex-Ministerpräsidenten Italiens, Silvio Berlusconi, eine Nähe zu rechtspopulistischen Parteien und zu Russland und Wladimir Putin nachgesagt wird. Auch Medienstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hatte Sorge um die journalistische Unabhängigkeit von ProSiebenSat.1 geäußert und angekündigt, sich mit Berlusconi treffen zu wollen. Die Familie Berlusconi hat diese Vorwürfe stets zurückgewiesen.