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KNA

Annika Schneider gibt Donnepp-Medienpreis nach Eklat zurück

Die Übermedien-Redakteurin gibt den Medienpreis zurück – aus Protest gegen die Aberkennung der Auszeichnung für Judith Scheytt.

Marl (KNA) – Die Medienjournalistin Annika Schneider gibt den Donnepp-Medienpreis zurück. Auf ihrer Webseite schrieb die Redakteurin des Online-Magazins Übermedien am Donnerstag, dass sie die Auszeichnung aus Protest gegen den Umgang mit der Medienkritikerin Judith Scheytt nicht länger tragen wolle.


Der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises, der den Donnepp-Medienpreis auslobt, hatte Scheytt die Auszeichnung nach der Preisverleihung wegen angeblichen Antisemitismus aberkannt – gegen den Willen einzelner Jurymitglieder. Scheytt und Schneider waren im Januar beide ausgezeichnet worden: Schneider mit dem Hauptpreis, Scheytt mit einer undotierten Besonderen Ehrung.


„Kritiker auf den Plan gerufen“
„Ich solidarisiere mich nicht mit der politischen Haltung von Judith Scheytt“, schreibt Schneider in ihrem Statement. Dennoch hätten sich die Vereinsvertreter offenbar nicht ausreichend mit Scheytts Arbeit und ihren Themen auseinandergesetzt – weder vor noch nach der Preisverleihung. „Sonst hätten sie gewusst, dass die Auszeichnung Kritiker auf den Plan rufen wird – und sich dafür besser gewappnet.“
Der Verein hatte die Auszeichnung zurückgenommen, nachdem die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Scheytt kritisiert und eine Medienkampagne angedroht hatte, sollte der Preis nicht aberkannt werden. Die Rücknahme erfolgte unabhängig von der Jury, die über den Preis entschieden hatte und zur Hälfte aus Vorstandsmitgliedern des Vereins bestand.


Scheytt weist Vorwürfe zurück
Scheytt hatte auf ihrem Instagram-Kanal die Vorwürfe des Antisemitismus zurückgewiesen. Ihr sei angelastet worden, dass sie in ihren Videos kein explizites Verständnis für die israelische Reaktion auf den 7. Oktober zeige. Das sei aber nicht die Aufgabe von Medienkritik, die sich mit der Berichterstattung, der Quellen- und Begriffsauswahl zum Nahost-Krieg befasse, betonte die Autorin.
Die Analyse, mit der der Verein die Aberkennung begründete, basiere teils auf unbelegten Daten des israelischen Militärs, enthalte Fehler, liefere nicht genügend Quellenangaben und zitiere sie teilweise falsch, so Scheytt. Sie reproduziere genau die journalistischen Mängel, die sie selbst kritisiere – und für die sie ursprünglich ausgezeichnet worden sei.


„Keine glaubwürdigen Belege“
Auch Schneider betont nun, dass der Verein bisher keine glaubwürdigen Belege für Antisemitismus vorgelegt habe: „Unter anderem verwies er auf eine mithilfe von KI erstellte ‚wissenschaftliche Analyse‘. Wenn alle darin kritisierten Äußerungen antisemitisch wären, dürfte man gar keine Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung mehr äußern. Selbst dass Judith Scheytt Empathie für die jüdischen Geiseln bekundet, wird gegen sie ausgelegt.“


Den Preis gebe sie nun aus Solidarität mit Judith Scheytt zurück – aber auch, weil sie sich nicht für „guten Medienjournalismus“ von einem Verein auszeichnen lassen wolle, der dessen Prinzipien selbst nicht einhalte: „Medienjournalismus lebt davon, Inhalte zu inspizieren. Vorwürfe unvoreingenommen zu durchleuchten. Vor öffentlichem Druck und harscher Kritik nicht zu kuschen.“