Vermischtes
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59 Prozent der Beiträge von Political Influencern vermischen Meinung und Information

Eine Studie der Landesanstalt für Medien NRW zeigt: Politische Influencer emotionalisieren Debatten, konstruieren Feindbilder und prägen besonders junge Nutzerinnen und Nutzer.

Düsseldorf – Die Landesanstalt für Medien NRW hat eine Studie zur politischen Kommunikation auf Instagram und TikTok veröffentlicht. Unter dem Titel „Emotionalisiert, zugespitzt, meinungsstark: Political Influencer zwischen Journalismus und Algorithmus“ wurden 1.000 Beiträge von 98 reichweitenstarken Accounts analysiert, die regelmäßig politisch relevante Inhalte posten. Offizielle Accounts von Parteien, Politikerinnen und Politikern oder Journalistinnen und Journalisten waren nicht Teil der Untersuchung.


Die Analyse zeigt, dass politische Influencer auf Social-Media-Kanälen wie TikTok und Instagram eigene Kommunikationslogiken verfolgen, die sich stark von klassischen journalistischen Standards unterscheiden. In 59 Prozent der untersuchten Beiträge sind Meinung und Information nicht klar voneinander zu trennen. Über ein Drittel der Inhalte (35 Prozent) vermischt Meinung und Information deutlich, weitere 24 Prozent zeigen eine teilweise Vermischung von Meinung und Information.


„Mit steigender Reichweite wächst auch die Verantwortung. Wer politische Inhalte emotionalisiert, polarisiert oder verzerrt, schwächt das Vertrauen in die Demokratie“, kommentiert Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW. Die Studie soll dabei helfen, Nutzerinnen und Nutzer zu sensibilisieren, um Fakten und Meinungen zu unterscheiden und antidemokratische Absichten zu erkennen.


Ein weiteres Ergebnis der Analyse: 28 Prozent der Beiträge enthalten klare Feindbilder. Besonders häufig sind politische Institutionen und politische Akteure wie Parteien oder einzelne Politikerinnen und Politiker Ziel solcher Darstellungen. In 68 Prozent dieser Fälle werden Gegner als Feindbilder konstruiert, was politische Debatten emotionalisiert und vereinfacht.


Die Untersuchung verdeutlicht, dass Political Influencer weder journalistisch tätige Akteure noch politische Werbung betreiben, aber dennoch große Reichweiten erzielen. Bisher unterliegen sie nur eingeschränkt journalistischen Sorgfaltspflichten, wodurch ein Spannungsfeld entsteht. Wer sich strikt an Standards hält, riskiert Reichweite, wer sie ignoriert, rechtliche Konsequenzen. Die Landesanstalt für Medien NRW empfiehlt daher, das Phänomen weiter zu beobachten und neue Regulierungs- und Bildungsansätze zu entwickeln, die nicht-journalistische Inhalte systematisch erfassen.

 

 

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