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Generationenwechsel bei der FAZ: Wird die Führung weiblicher?

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" steht vor einem Generationenwechsel an der Spitze. In Verlag und Redaktion gibt es den Wunsch, dass die Führung des Blattes weiblicher wird. Derweil bekommt FAZ-Neuerwerb "Frankfurter Rundschau" einen sozialdemokratischen Redaktionsleiter.

Berlin - Wer kann den eingefleischten Zeitungs- und Druckerei-Fachmann Roland Gerschermann, neben Tobias Trevisan der zweite Geschäftsführer der FAZ und viele Jahre Chef der Frankfurter Societäts-Druckerei, bei der Traditionszeitung folgen? Und wer wird Günther Nonnenmacher, Herausgeber seit Anfang 1994, ersetzen, wenn der sich über kurz oder lang in den Ruhestand verabschiedet?

Auf Wunsch des Aufsichtsrates wird Roland Gerschermann seine Tätigkeit noch bis Ende dieses Jahres fortführen. Gerschermann, Jahrgang 1948, geboren im tiefsten Ruhrgebiet, in Gelsenkirchen, ein promovierter Jurist, übernahm 1985 die Geschäftsführung der Frankfurter Societäts-Druckerei, 2002 kam die Geschäftsführung der FAZ dazu. Einige Top-Manager aus der Branche sollen dem Frankfurter Verlag bereits abgesagt haben, zu groß sind Gerschermanns Schuhe.

Günther Nonnenmacher, ebenfalls Jahrgang 1948 und gebürtig aus Karlsruhe, ist seit 1994 einer der fünf Herausgeber der FAZ. Gemeinsam mit Frank Schirrmacher gehört der Honorarprofessor der Universität Leipzig zu den am längsten der FAZ dienenden Herausgebern. Er kam im Oktober 1982 zur FAZ und gehört zu den prägenden Köpfen der Tageszeitung.

Die Hoffnung bei einigen Stimmen der FAZ lautet folgendermaßen: Wäre es jetzt nicht Zeit, dass auch eine Frau in die Redaktionsführung aufrückt? "Das wäre ein Zeichen, wie man es nicht besser zeigen könnte. Die FAZ modernisiert sich", sagt ein Gesprächspartner.

Derzeit beschäftigt die FAZ sieben leitende Redakteurinnen - Heike Göbel für Wirtschaftspolitik, Wirtschaftsberichterstattung, Ordnung der Wirtschaft; Felicitas von Lovenberg für Literatur und literarisches Leben; Heike Schmoll für Bildungswelten; Ursula Kals für Jugend schreibt; Lisa Becker für Jugend und Wirtschaft; Rose-Marie Gropp für Kunstmarkt sowie Elena Geus als Chefin vom Dienst.

Einige Kandidatinnen von außerhalb werden ebenfalls schon genannt. Eine Publizistin, angesprochen von Newsroom.de, bat darum, ihren Namen in diesem Zusammenhang nicht zu nennen.

"Frankfurter Rundschau" bekommt sozialdemokratischen Redaktionsleiter

Auch bei der "Frankfurter Rundschau" wird in diesen Tagen vermehrt nach einem unabhängigen Kopf für die Redaktionsleitung der gestutzten Zeitung gesucht.

Arnd Festerling, seit Juli 2012 Chefredakteur der "Frankfurter Rundschau", hat zwar in den vergangenen Tagen einige, teils umstrittene Entscheidungen für die neue "FR" getroffen, länger als für eine Übergangszeit möchte er aber nicht an der Spitze des Blattes stehen.

Nach Newsroom.de-Informationen will die Geschäftsführung den Posten sozialdemokratisch besetzen, um damit das Profil der "FR" wieder zu stärken und das Blatt tatsächlich weiterhin als andere Frankfurter Stimme zu positionieren. Ein Signal, wichtig vor allem für die langjährigen Abonnenten, die es immer noch nicht verschmerzen können, dass die konservative FAZ gemeinsam mit der Frankfurter Societät GmbH jetzt 90 Prozent der FR besitzt.

Schon in Kürze, so Insider, solle der neue Chefredakteur mit Erfahrung in Redaktions- und Verlagsführung präsentiert werden.

Bülend Ürük