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Funke-Manager Braun und Ziegler setzen Ultimatum: „So ein Unternehmen wollen wir nicht führen“

So etwas hat es bei der Funke Mediengruppe lange nicht gegeben - das Top-Management begehrt auf, und das lautstark im ganzen Haus. Adressat der deutlichen Kritik von Manfred Braun und Thomas Ziegler sind die Gesellschafter. Von Bülend Ürük.

Essen - In den Grundmauern erschüttert hat die Top-Manager Braun und Ziegler, dass selbst die wichtigsten Personalentscheidungen im Haus brühwarm aus dem Gesellschafterausschuss heraus den Weg in die Öffentlichkeit finden.

Unverständnis herrschte bereits in der vergangenen Woche bei Newsroom.de: „Die Nachricht vom Reitz-Abschied als WAZ-Chefredakteur, die am Mittwoch zuerst der „Kontakter“ verbreitete, überraschte daher auch viele Entscheider im Haus.

Das Dementi folgte zwar sofort, zeigt aber erneut, wie Entscheidungen an der Geschäftsführung vorbei in die Öffentlichkeit gelangen - selbst Nachrichten, die direkt Menschen betreffen, für die schließlich auch Gesellschafter Verantwortung tragen.

Aber niemand sollte glauben, dass Eigentümer einen Egotrip in ihrem Kreis auf Dauer goutieren; nach der Nienhaus-Trennung ist es schließlich schon die zweite Personalie, die gezielt in der Öffentlichkeit platziert wurde, um vor allem den eigenen Standpunkt, die eigene, vermeintliche Stärke zu unterstreichen.“

Am Freitag haben dann Manfred Braun und Thomas Ziegler in ihrem „Freitagsblog“ deutlich nachgelegt. Dabei sprechen sie in ihrem Schreiben an die „lieben Kolleginnen und Kollegen“ von „Vertrauen ist ein kostbares Gut“ und betonen: „Unternehmen, die allein auf Befehl und Gehorsam setzen, können zwar auch irgendwie funktionieren. Es macht nur keinen Spaß, in ihnen zu arbeiten. Und kreative Leistungen bringen sie erst recht nicht hervor. So ein Unternehmen wollen wir nicht führen.“

So deutlich hat sich ein Funke-Management noch nie gegen die eigenen Gesellschafter positioniert.

Newsroom.de veröffentlicht die entscheidenden Passagen:

„Vertrauen ist ein kostbares Gut. Unternehmen, in denen Menschen gerne arbeiten und bereit sind, ihren Beitrag zum gemeinsamen Erfolg zu leisten, basieren auf Vertrauen - zwischen den Ebenen, Bereichen und Abteilungen, innerhalb der Teams. Unternehmen, die allein auf Befehl und Gehorsam setzen, können zwar auch irgendwie funktionieren. Es macht nur keinen Spaß, in ihnen zu arbeiten. Und kreative Leistungen bringen sie erst recht nicht hervor. So ein Unternehmen wollen wir nicht führen.

Vertrauen kann man leicht verspielen.

Das „Leaken“ oder „Durchstechen“ von vertraulichen Informationen an die Öffentlichkeit ist da ein ziemlich sicherer Weg. So ist es in vielerlei Hinsicht ärgerlich, dass am Mittwoch der Öffentlichkeit Informationen zugespielt worden sind, die in dieser Form und zu diesem Zeitpunkt nicht dorthin gehörten. Das hat die betroffenen Personen, den Umgang miteinander und letztlich unser Unternehmen beschädigt.

So etwas darf nicht sein. Vor dem Hintergrund des Erneuerungskurses der Funke Mediengruppe haben wir in der Tat Pläne zum Aufbau neuer Strukturen und damit zusammenhängend zur Neubesetzung von Stellen entwickelt. Bevor man sie umsetzt, muss aber mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen gesprochen werden. Dass das durch die Durchstecherei nun nicht in allen Fällen möglich war, tut uns sehr leid.

Wir werden uns mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass so etwas nicht mehr passiert.“

Werden sich die beiden Top-Manager, die ja nur über eine verliehene Macht verfügen, am Ende tatsächlich gegen andere Interessen durchsetzen können? Unklar.

Es ist und bleibt ein Kreuz mit dem Ego.

Bülend Ürük

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