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Niederländer überlegen Einstieg bei ProSiebenSat.1

Ein europaweit agierender neuer Fernsehkonzern soll entstehen.

Berlin (ddp.djn) - Der Zusammenschluss des Münchener Medienkonzerns ProSiebenSat.1 Media mit der westeuropäischen TV-Kette SBS hat offenbar eine weitere Hürde genommen. Die niederländische Telegraaf Media Groep (TMG), die derzeit eine Beteiligung von 20 Prozent an SBS hält und deshalb ein Vorkaufsrecht auf die TV-Kette besitzt, verzichtet auf dieses Recht. Dafür bekommt TMG die Option, bei ProSiebenSat.1 einzusteigen, wie TMG am Freitag mitteilte. Eine entsprechende Vereinbarung sei mit der ProSieben-Mutter Lavena vereinbart worden.

Mit der Mitteilung bestätigte der niederländische TMG-Konzern einen Bericht der «Financial Times Deutschland» (Freitagausgabe). Die Zeitung hatte geschrieben, Telegraaf habe auf Grund eines so genannten «right of last refusal» ein Vorkaufsrecht: Falls die beiden Finanzinvestoren Kohlberg Kravis Roberts & Co. und Permira als Haupteigner SBS verkaufen wollen, könnte TMG demnach zu den gleichen Konditionen die Firma selbst übernehmen - gegebenenfalls auch mit Partnern. Telegraaf habe deshalb den geplanten Zusammenschluss von ProSiebenSat.1 und SBS über Monate blockieren können. Den Niederländern sei für den Verzicht auf das Vorkaufsrecht ein «signifikanter» Anteil an der neuen Mediengruppe zugesagt worden.

TMG äußerte sich am Freitag nicht dazu, wie hoch die mögliche Beteiligung am deutschen Fernsehsender gemäß Option werden kann. Das Unternehmen sprach lediglich von einer Minderheitsbeteiligung. Schätzungen zufolge könnten es laut Zeitung an die zehn Prozent sein. ProSiebenSat.1 wollte sich dazu nicht äußern. Auch Permira und KKR wollten keinen Kommentar zur möglichen Höhe der Option abgeben.

KKR, Permira und das Management kontrollieren die restlichen 80 Prozent der SBS-Anteile. Auch die ProSieben-Mutter Lavena gehört diesen beiden Private-Equity-Gesellschaften. Über Lavena hatten KKR und Permira Mitte Dezember vereinbart, für rund 3,1 Milliarden Euro von einem Konsortium um den US-Milliardär Haim Saban die Mehrheitsanteile an der ProSiebenSat.1 Media AG zu übernehmen.

Die beiden Beteiligungsgesellschaften wollen mit der Verschmelzung von SBS und ProSiebenSat.1 einen europaweit agierenden Fernsehkonzern errichten. Die neue Gruppe soll aus Unterföhring bei München gesteuert werden und die derzeit in Europa führende RTL-Gruppe in absehbarer Zeit von der Spitzenposition verdrängen. Der Deal soll über einen Kauf von SBS durch die deutsche TV-Sender-Gruppe (ProSieben, Sat.1, Kabel 1, N24, 9live) abgewickelt werden. Den möglichen Preis taxieren beteiligte Personen auf etwa 3,5 Milliarden Euro. ProSiebenSat.1 will über den Zusammenschluss mit SBS bis Juni oder Juli entscheiden.

Die Aktie des Medienkonzerns konnte deutlich zulegen: Am Nachmittag lag sie mit 3,2 Prozent bei 28,20 Euro im Plus und führte damit die Gewinnerliste im MDAX an.