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Der öffentliche Biss in die Currywurst - Fernsehen aus der Imbissbude

Von diesem Montag an sendet Kabel 1 unter dem Titel "Imbiss live" eine halbe Stunde lang aus einem Schnellrestaurant.

Magdeburg (dpa) - Wer seine Wurst in den kommenden zwei Wochen in der Magdeburger Imbissbude "Curry 54" isst, wird besonders viele Blicke auf sich ziehen. Von diesem Montag an sendet der Privatsender Kabel 1 ab 17.15 Uhr unter dem Titel "Imbiss live" eine halbe Stunde lang aus dem Schnellrestaurant. Im Internet kann man schon seit Mitte September täglich rund um die Uhr einen Blick in die Currywurstbude im Zentrum Magdeburgs werfen. Acht Kameras und 20 Mikrofone sollen laut Sender "ungeschminktes und wahres Budenleben" zeigen. Mehrere Schilder machen darauf aufmerksam, dass der Biss in die Currywurst möglicherweise von Tausenden beobachtet wird. Doch bisher lässt sich davon kaum jemand abschrecken - die im Jahr 2007 von Olaf Bernhardt eröffnete Imbissbude brummt.

Das neue Kabel-1-Format erinnert gleichermaßen an "Big Brother" wie an die WDR-Sendung "Dittsche", in der Olli Dittrich einen Tresengast in einer Imbissbude spielt. Bis zum Start der neuen "Dittsche"-Folgen am 11. Oktober gibt es zehnmal "Wurstbuden- Fernsehen" aus Magdeburg - laut Kabel 1 ist diese zeitliche Nähe rein zufällig. "Curry 54" und "Dittsche" haben ohnehin wenig gemeinsam. "Das ist Dittsche in echt, Dittsche nicht nach Drehbuch", sagt die Kabel-1-Sprecherin Dagmar Brandau. Während Dittrich über Gott und die Welt philosophiert, bewegen sich die Gespräche in und vor der Imbissbude in Magdeburg auf eher bescheidenem Niveau.

An den Stehtischen und auf den Holzbänken kommen zunächst meist die unübersehbaren Kameras zur Sprache, dann folgt schnell der übliche Small-Talk. Und wenn es richtig langweilig wird, werden die Kameras auf die nächsten Kunden geschwenkt. Sind Currywurst und Pommes aufgegessen, zieht es die meisten Gäste schnell weiter - das "Curry 54" ist schließlich kein Restaurant für gemütliche Stunden, sondern eine Imbissbude. Im Internet wird die Seite mit den Live- Bildern täglich bis zu 37 000 Mal angeklickt, spätestens nach zehn Minuten wird der Live-Stream aus der Imbissbude aber wieder abgeschaltet.

Vom Hype um seinen Laden ist der 44-Jährige Bernhardt überwältigt. Klar, dass er seit Wochen immer wieder das Kabel-1-Projekt erklären muss. "Ich bin quasi ständig auf der Flucht", sagt der Gastronom. Das Interesse ist bereits seit dem Frühjahr immens, denn damals wurde das "Curry 54" schon bundesweit bekannt. Kabel 1 suchte Deutschlands beliebtestes Schnellrestaurant und den Titel als "Super-Imbissbude 2008" sicherte sich das "Curry 54" - der Siegerpokal schmückt jetzt den Verkaufstresen in der Otto-von-Guericke-Straße 54.

Auch ohne Verbindung zum Fernsehen wäre das Schnellrestaurant eine nicht alltägliche Wurstbude: Die Curry-Saucen gibt es in zahlreichen Schärfegraden, die Pommes werden frisch zubereitet und beides nicht auf Papp-, sondern auf Porzellantellern serviert. Beworben wird das Ganze mit dem Spruch: "Döner war gestern, Curry ist heute."

"Für uns ist "Imbiss live" ein Test. Wenn das Format sensationell funktioniert, machen wir weiter", sagt Kabel-1-Sprecherin Brandau zu den weiteren Planungen des Senders. Entscheidend sei der Marktanteil, der zurzeit in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen durchschnittlich bei 6,1 Prozent liegt. Sollte diese Quote mit "Curry 54" erreicht werden, sei eine Fortsetzung denkbar.

Zunächst gibt es aber erst einmal an zehn Tagen einen halbstündigen Zusammenschnitt von "Highlights" des Vortags und am Ende immer noch einige Live-Minuten. Produziert wird die Serie von der Firma earth television network GmbH. Die Firma hat Erfahrung mit ferngesteuerten Kameras: Sie beliefert Hotels und Fernsehsender mit Live-Bildern von bekannten Orten der Welt und den dazugehörigen Wetterdaten.