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FTD-Abschiedsausgabe wird wegen großer Nachfrage nachgedruckt

Auf einem Foto auf der letzten Seite verbeugten sich die Mitarbeiter tief und entschuldigten sich - unter anderem bei den Anzeigenkunden, über deren Unternehmen sie kritisch berichtet hätten, oder bei den Politikern, denen sie "so wenig geglaubt" hätten.

Hamburg, 7. Dezember (AFP) - Unter der Überschrift "Final Times Deutschland" ist die Wirtschaftszeitung "Financial Times Deutschland" (FTD) am Freitag zum letzten Mal erschienen. "Es waren bewegende Jahre, geprägt von Krisen, Kriegen und Katastrophen, aber auch von Durchbrüchen, Aufstiegen und so manchem Wirtschaftswunder", schrieb die Chefredaktion im Editorial der letzten Ausgabe. Wegen der großen Nachfrage wird die Abschiedsausgabe nachgedruckt.

Die "FTD" erschien am Freitag mit schwarzem Titel: "Endlich schwarz", hieß es in Anspielung darauf, dass die Zeitung seit ihrer Gründung im Jahr 2000 Verlust gemacht hatte. Auf einem Foto auf der letzten Seite verbeugten sich die Mitarbeiter tief und entschuldigten sich - unter anderem bei den Anzeigenkunden, über deren Unternehmen sie kritisch berichtet hätten, oder bei den Politikern, denen sie "so wenig geglaubt" hätten. "Wenn wir noch einmal von vorn anfangen dürften - wir würden es jederzeit wieder genauso machen."

Das Verlagshaus Gruner + Jahr (G+J) hatte vor zwei Wochen angekündigt, das Blatt einzustellen. Mehr als 360 Mitarbeiter verlieren damit ihren Arbeitsplatz. Mit viel Liebe gestalteten sie die letzte Ausgabe, die bereits am Morgen weitgehend vergriffen war, wie der Verlag am Nachmittag mitteilte. Er drucke daher 30.000 Exemplare nach - die Hälfte davon werde an Bahnhofsbuchläden der großen deutschen Städte geliefert, der andere Teil sei für Nachbestellungen vorgesehen - online unter FTD.de.

Noch unklar ist, wie es mit den übrigen G+J-Wirtschaftstiteln weitergehen wird. Für die Magazine "Börse Online" und "Impulse" werden demnach Verkaufsoptionen geprüft. Einzig das Magazin "Capital" soll mit einer kleineren Redaktion neu ausgerichtet werden. Die deutsche Medienbranche insgesamt steckt derzeit in einer angespannten Lage. Im November ging die Traditionszeitung "Frankfurter Rundschau" pleite. Einen Monate zuvor meldete die Nachrichtenagentur dapd teilweise Insolvenz an. ilo/eha