Pressefreiheit
AFP

Umstrittener Contergan-Film darf im WDR gesendet werden

Kläger scheitern mit Eilklage vor Bundesverfassungsgericht.

Karlsruhe (AFP) - Der Contergan-Film "Eine einzige Tablette" darf vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) im Oktober ausgestrahlt werden. Dies entschied das Bundesverfassungsgericht in einem am Mittwoch veröffentlichten Beschluss. Es wies damit den Eilantrag von vier Klägern zurück. Die Karlsruher Richter begründeten ihre Entscheidung damit, dass es sich bei dem Beitrag um den Medikamentenskandal Anfang der 60er Jahre um einen Spiel- und Unterhaltungsfilm und nicht um eine Dokumentation handele. Die Figuren des Films um die schädigende Wirkung des damaligen Medikaments Contergan und ihre beruflichen und privaten Handlungen seien alle frei erfunden. Die Persönlichkeitsrechte der Beschwerdeführer und damaligen Betroffenen seien deshalb nicht verletzt.

Die Verfassungshüter folgten damit einer entsprechenden Entscheidung des Hamburger Oberlandesgerichts. Der WDR kann damit nun den Film im Oktober zeitnah zum 50. Jahrestag der Markteinführung des Medikaments Contergan ausstrahlen. Die Firma Chemie Grünenthal GmbH hatte das zum 1. Oktober 1957 eingeführte Medikament Contergan 1961 vom Markt genommen, weil es bei Schwangeren das Risiko embryonaler Missbildungen gesteigert hatte. Ein Strafverfahren gegen mehrere Mitarbeiter des Unternehmens war 1970 eingestellt worden, nachdem das Unternehmen 100 Millionen Mark (knapp 50 Millionen Euro) an Contergan-Opfer gezahlt hatte.