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Wolfgang Messner

"Spiegel"-Korrespondent Tim Bartz: "Was soll das?"

"Spiegel"-Korrespondent Tim Bartz: "Was soll das?" "Spiegel"-Korrespondent Tim Bartz: "Wer hat so ein Glaskinn?" (Foto: Florian Generotzky)

Unternehmen veröffentlichen offenbar immer öfter Anfragen von Medien noch bevor der Beitrag erschienen ist. Das stößt vielen Journalisten sauer auf. Jüngstes Beispiel: eine Anfrage von Report Mainz beim Sparkassenverband.

Tim Bartz, Finanz-Korrespondent des „Spiegel“ in Frankfurt, ist verärgert über die offenbar immer üblich werdende Praxis von Unternehmen, journalistische Anfragen zu veröffentlichen noch bevor der Beitrag geschrieben oder gesendet wurde. So geschehen zuletzt bei der „Spiegel“-Geschichte über Gabor Steingart, als Steingart die 99 Fragen des Rechercheteams vorab öffentlich machte.

 
Bartz hat dafür ebensowenig Verständnis wie für den neuesten Fall, wo Christian Achilles, Co-Leiter Newsroom des Sparkassenverbandes DSGV (Deutscher Sparkassen- und Giroverband), eine Anfrage von Report Mainz via LinkedIn einer größeren Öffentlichkeit zugänglich macht.
 
„Was soll das? Die Stimmung ist aufgeheizt genug, insbesondere gegenüber Medien und hier vor allem öffentlich-rechtlichen“, so Bartz. Dafür sorgten „in erster Linie Extremisten von rechts und ihre Claqueure". Die vermeintliche oder tatsächliche bürgerliche Mitte, und insbesondere die ihrem Selbstverständnis nach Konservativen, sollten seiner Ansicht nach dem Spiel nicht mitspielen und für klammheimliche Freude bei Rechtsaußen sorgen. „Das hatten wir alles schon einmal, und das ist nicht gut ausgegangen“, so Bartz weiter. 
 
Achilles hatte auf LinkedIn fünf Fragen von Report Mainz gepostet und diese so kommentiert: 

„@ReportMainz beschäftigt sich immer gerne mit Sparkasse. Das Vorgehen ist meist gleich: Man versendet zu einem vermuteten Sachverhalt an alle deutschen Sparkassen eine journalistische Anfrage mit Fristsetzung - so eine Art Schuss ins Blaue. Diese Woche ging es nun um die Qualifikation von #Verwaltungsräten und #Kreditvergaben an Organmitglieder. Die Vermutung ist: Sparkassen-Verwaltungsräte seien womöglich nicht qualifiziert genug und hätten Vorteile bei der Kreditvergabe. Natürlich haben wir ordentlich aufgeklärt. Da wir nicht wissen, was Report daraus macht, teilen wir die Informationen gerne hier."
 
Kaum nachdem Bartz den Post von Achilles auf LinkedIn kommentiert hatte, sei dieser wieder verschwunden gewesen. Der "Spiegel"-Korrespondent hat auch dafür wenig Verständnis und ließ den Post von Achilles wiederaufleben, versehen mit dem Kommentar: „Wer hat denn so ein Glaskinn und kann Widerspruch nicht ab, dass er womöglich Beiträge löscht?"
 
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