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Jetzt auch Murdoch: Verleger kämpfen auf allen Ebenen gegen Google

Aufatmen bei Deutschlands Zeitungsverlegern: Nachdem die deutschen Medienhäuser mit voller Kraft vorgeprescht sind, hat sich auch Rupert Murdoch entschieden, gegen die von den Verlegern propagierte Dominanz Googles vorzugehen - per Brief nach Brüssel. Von Bülend Ürük

Berlin - Seit Wochen kämpfen Deutschlands führende Medien gegen Ungerechtigkeiten, die sie bei dem amerikanischen Suchmaschinengiganten erkannt haben.

Erst vergangene Woche sagte Peter Stefan Herbst, Chefredakteur der „Saarbrücker Zeitung“, im großen NEWSROOM-Interview: „Das Netz kann und darf auch künftig kein rechtsfreier Raum sein. Oder soll es hier keinen fairen Wettbewerb und keinen Konsumentenschutz geben? Im Interesse aller Nutzer und Verbraucher muss es im Netz bessere Regeln geben“.

 


"Warum Google nicht so objektiv ist, wie es scheint": In einem Offenen Brief, der in zahlreichen europäischen Medien erscheint, wehren sich Europas Medien und machen Druck auf die Politik.

 

Herbst, der beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) auch die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit leitet, fügte hinzu: „Der Quasi-Monopolist Google baut über seine Suchmaschine auch seine Positionen bei mobilen Betriebssystemen, Browsern, Online-Videos, E-Mail-Diensten und anderen kommerziellen Angeboten aus. Dies würde man so in keiner anderen Branche zulassen. Bei den Strom- und Gasnetzen wurde deshalb eine Entflechtung durchgesetzt.“

Mit scharfen Worten wehrt sich nun auch News Corp, Herausgeber unter anderem der britischen „Sun“, „The Times“ oder „The Wall Street Journal“, gegen das Vergleichsangebot von Google.

In einem Schreiben an den Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia hält Newscorp-Vorstandsvorsitzender Robert Thomson fest, Google sei gewillt, seine dominante Marktposition zur Erstickung des Wettbewerbs auszunutzen.

Thomson erklärte, News Corp sei auch gegen die vorgeschlagene fünfjährige Laufzeit des Vergleichs, da fünf „Internetjahre“ eine Ewigkeit darstellten.

Unter Bezugnahme auf die „ungeheuerliche Ansammlung“ von Inhalten erklärte Thomson, dass neben ernsthaftem kommerziellem Schaden auch „tiefgreifende soziale Kosten“ mit der Handlungsweise von Google verbunden seien. „Das Internet sollte eine Leinwand für Meinungsfreiheit und hochwertige Inhalte von bleibendem Wert sein.“ Die Unterminierung des grundlegenden Geschäftsmodells professioneller Inhaltsautoren werde „zu einem weniger informierten, schikanöser ausgerichteten Dialog in unserer Gesellschaft führen.“

Unterdessen veröffentlichen Medien in ganz Europa eine ganzseitige Anzeige mit dem Titel „Warum Google nicht so objektiv ist, wie es scheint“.

Die Anzeige, die in zahlreichen deutschen Tageszeitungen wie der „Saarbrücker Zeitung“ oder der „Hannoverschen Allgemeine“ bereits veröffentlicht wurde und in Tageszeitungen in ganz Europa erscheint, heißt es unter anderem:

"In den vergangenen vier Jahren hat sich die Europäische Kommission mit dem komplexen Sachverhalt befasst und Ermittlungen eingeleitet. Als Reaktion hat Google der Kommission Verpflichtungszusagen angeboten, um das Verfahren zu beenden. Keine dieser Zusagen würde die Wettbewerbsbedenken ausräumen. In vielerlei Hinsicht würden sie Googles Marktdominanz sogar verfestigen und den Wettbewerb noch weiter verzerren. Nationale Akteure und Europäische Institutionen müssen entscheiden, wie sie mit diesem wichtigen Thema umgehen. Was muss getan werden und wie sollte die Politik reagieren?

• Wir appellieren an die Mitglieder der nationalen Parlamente, des Europäischen Parlaments, der Regierungen der Mitgliedstaaten sowie an den Präsidenten und die Mitglieder der Europäischen Kommission: Nehmen Sie sich Zeit, um die Bedenken der europäischen Verbraucherorganisationen und Unternehmen in Bezug auf die von Google vorgeschlagenen Abhilfemaßnahmen zu prüfen.

Beenden Sie die Bevorzugung eigener kommerzieller Produkte und Dienste durch den Quasi-Monopolisten. Nehmen Sie den vorgeschlagenen Vergleich nicht an. Es geht um den Schutz von Innovation und fairem Wettbewerb zugunsten der europäischen Verbraucher und Unternehmer. Wir regen eine öffentliche Debatte über Transparenz und Fairness im Internet an.“

Google-Chefaufseher Eric Schmidt hält weiterhin dagegen und wehrt sich gegen die Kritik, dass Google eigene Produkte auf Kosten der Konkurrenz fördern würde.

Bülend Ürük