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Was Medienhäuser gegen digitale Gewalt tun können

Was Medienhäuser gegen digitale Gewalt tun können Dana Buchzik (Foto: Caroline Pitzke)

In Zeiten allgegenwärtiger digitaler Gewalt bezahlen besonders Journalistinnen und Reporter, die über unbequeme Themen berichten, einen hohen Preis: Wie Medienhäuser helfen können.

In Zeiten, in denen Beschimpfungen, Hasskampagnen, auch Morddrohungen zum Alltag gehören, braucht es klare Regeln. „mediummagazin“ hat - zusätzlich zu einer Story zum Thema und einem Interview mit Expertin Jana Buchzik - einige Tipps:

 

1. Klare Hausordnung für Kommentare etablieren: Was gesagt werden darf und was nicht. Dafür sollte es gemeinsame Grenzen geben.

• Orange Linien: provokant, kritisch, aber tragbar; z. B. pauschale Medienkritik.

• Rote Linien: Grenzüberschreitungen wie Beleidigungen, Desinformation, Drohungen – diese werden z.  B. gelöscht oder angezeigt.

 

2. Regeln öffentlich kommunizieren und konsequent umsetzen

• Regeln transparent machen auf Website/Socials.

• FAQ und Netiquette sind erprobte Formen.

• Mögliche juristische Folgen gegebenenfalls ebenfalls transparent machen.

 

3. Reaktionspläne für Angriffe vorbereiten Textbausteine für wiederkehrende Hassmuster helfen, in der Krise einen kühlen Kopf zu bewahren: d. h. fertige Passagen zum Copy and Paste im Intranet oder Redaktionssystem verfügbar für alle machen, auch für Freie; etwa bei Vorwürfen gegen „die Lügenpresse“ oder Diskriminierungen.

 

4. Abläufe etablieren

• Anleitungen zum Erstellen rechtssicherer Dokumentation von digitaler Gewalt gibt es unter anderem bei hateaid.org/ und in der „mediummagazin“-Ausgabe 02/25.

• Anzeige erstatten: Wer hilft, wo wird dokumentiert?

• Tools einsetzen, die automatisiert filtern.

 

5. Solidarische Strukturen schaffen Reaktionen sollte man im Team absprechen können: Niemand sollte allein mit einem Shitstorm klarkommen müssen. Es braucht Vertretungsregelungen, teaminterne „Notruf“-Chats, Mentoring oder Tandems für Betroffene. Auch Freie stehen im Fokus digitaler Gewalt, oft ohne Rückhalt. Sie sollten eingebunden werden.

 

6. Professionelles Community-Management

• Moderieren und Löschen: Kommentarfelder sind kein öffentlicher, sondern ein redaktionell verantworteter Raum. Löschen ist kein Ein griff in die Meinungsfreiheit, es schützt Autorinnen, Autoren und die Community.

• Antworten? Gegenrede bringt meist keine Veränderung bei radikalisierten Personen. Wenn überhaupt: gezielt reagieren, etwa zur Entlastung, um Solidarität zu zeigen oder die Community aufzuklären.

• Die Teams schulen: Workshops zu digitaler Ge walt, Emotionsregulation und Desinformation helfen, digitale Gewalt zu kontern. Radikalisierung beginnt oft subtil. Wer Anzeichen er kennt, kann früh reagieren.

 

Mehr dazu und ein Interview mit Expertin Jana Buchzik im „mediummagazin“