Medien
KNA

Israelische Armee tötet mehrere Journalisten in Gaza

Erneut sind Journalisten in Gaza von der israelischen Armee getötet worden, erneut erhebt die Armee Terrorvorwürfe. Journalistenverbände schlagen Alarm - ebenso wie die Hamas.

Jerusalem/Gaza - Die israelische Armee (IDF) hat laut Berichten am Sonntagabend mehrere palästinensische Journalisten bei einem Militärschlag in Gaza getötet. Unter den Getöteten ist der bekannte Al-Dschasira-Journalist Anas Al-Scharif, dem die israelische Armee in einer Mitteilung vorwirft, „Anführer einer Terrorzelle der Terrororganisation Hamas und verantwortlich für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und IDF-Soldaten“ gewesen zu sein.


Die Armee verweist auf Geheimdienstinformationen und Dokumente, die Al-Scharifs „militärische Zugehörigkeit zur Hamas“ sowie „die Integration des Hamas-Terroristen in das katarische Al-Dschasira-Netzwerk“ belegen sollen. Unabhängig überprüfbare Belege dafür gibt es dafür gegenwärtig aber nicht. Al-Dschasira hatte die Beschuldigungen in der Vergangenheit als haltlos zurückgewiesen und Israel ein gezieltes Vorgehen gegen Mitarbeiter des Senders vorgeworfen.

Bereits im Juli hatte ein IDF-Sprecher Al-Scharif auf der Plattform X als „Mitglied des militärischen Flügels der Hamas“ bezeichnet. Die UN-Sonderberichterstatterin für Meinungsfreiheit, Irene Khan, hatte bereits in einer Stellungnahme vom 31. Juli „Online-Angriffe und unbelegte Anschuldigungen der israelischen Armee gegen Anas Al-Scharif“ verurteilt und als einen „offensichtlichen Versuch, sein Leben zu gefährden und ihn zum Schweigen zu bringen“ bezeichnet.

 

Insgesamt sechs getötete Journalisten

Laut Medienberichten wurden die Journalisten und Kameramänner Al-Scharif, Mohammed Qreiqeh, Ibrahim Zaher, Mohammed Noufal, Moamen Aliwa und Mohammed Al-Khalidi bei einem Angriff auf ein Journalistenzelt am Eingang des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza getötet. Demnach griff Israel in den vergangenen Monaten wiederholt Journalistenzelte an Krankenhäusern an.

Kurz nach dem Tod Al-Scharifs wurde auf seinem X-Account ein Beitrag veröffentlicht, den er für den Fall seines Todes hinterlassen hat. „Wenn diese Worte Sie erreichen, wissen Sie, dass es Israel gelungen ist, mich zu töten und meine Stimme zum Schweigen zu bringen"“, heißt es darin. Er habe trotz Trauer und Verlust „keinen einzigen Tag gezögert, die Wahrheit so zu vermitteln, wie sie ist, ohne Fälschung oder Verfälschung“, so der Journalist. „Vergesst Gaza nicht.“

 

Verschiedene palästinensische Organisationen und Journalistenverbände verurteilten die Tötung der Journalisten. Die Hamas bezeichnete die Tat als „barbarisches Verbrechen, das alle Grenzen des Faschismus und der Kriminalität überschreitet“. Das Komitee zum Schutz von Journalisten kritisierte laut Berichten die israelische Praxis, „Journalisten ohne glaubwürdige Beweise als Militante zu bezeichnen“. Journalisten dürften als Zivilisten niemals Zielscheibe sein.

Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) verurteilte den Angriff. „Wir verlangen Aufklärung über die Hintergründe der Tötungen“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. Der DJV wies darauf hin, dass sich die israelischen Vorwürfe nicht unabhängig überprüfen lassen, weil internationalen Journalisten der Zugang zum Gazastreifen verwehrt werde. Beuster wies auch auf die „unerträglich hohe Zahl getöteter Journalistinnen und Journalisten“ seit Beginn des Gaza-Kriegs hin: „Dass Medienschaffende in dem bewaffneten Konflikt umkommen, ist schon furchtbar genug. Dass auf Grundlage von nicht überprüfbaren Vorwürfen gezielt Jagd auf sie gemacht wird, ist nicht hinnehmbar“, so der DJV-Vorsitzende.

 

Das von der Hamas geführte Regierungspressebüro in Gaza gab die Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten Journalisten mit 237 an. Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten wurden mindestens 186 Journalisten im Gaza-Krieg getötet.