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Waldis Buch: "Ich war nicht der Papst, aber ich war Weißbier"

Seit letztem Jahr ist Waldemar Hartmann vom Fernsehbildschirm weitgehend verschwunden. Jetzt - zu seinem 65. Geburtstag - meldet er sich mit seiner Biografie zurück. Darin stichelt er gegen die ARD - und erzählt, warum er Uli Hoeneß´ Lederhose auf dem Gewissen hat.

 

 

München (dpa) - Es war ein Moment, der Fernsehgeschichte schrieb: Am 6. September 2003 saß ein wutentbrannter Teamchef Rudi Völler nach einem wenig ruhmreichen 0:0 seiner Nationalmannschaft gegen Island Moderator Waldemar Hartmann gegenüber. "Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören, Gelabere, ich sitze jetzt seit drei Jahren hier und muss mir diesen Schwachsinn immer anhören", wetterte Völler. Und dann fiel ein Satz, der seinen Gesprächspartner sehr glücklich machen sollte: "Du sitzt hier locker bequem hier auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken und bist schön locker."

Die "Schärfe", die da reinkam in das Interview, bescherte Hartmann im Handumdrehen einen lukrativen Weißbier-Werbevertrag mit einer Brauerei - und damit seine Altersvorsorge. "Danke, Herr Völler, für die Rudi-Rente", schreibt Hartmann in seinem Buch "Dritte Halbzeit. Eine Bilanz", das an diesem Montag (11.3.) auf den Markt kommt. Die Biografie erscheint fast pünktlich zu Hartmanns 65. Geburtstag an diesem Sonntag. "Wenn man es genau nimmt, habe ich zwei Geburtstage: meinen echten am 10. März 1948 - und die Geburt von Weißbier-Waldi am 6. September 2003."

Denn von diesem Tag an war "der Waldi", wie der Moderator sich in seinem Buch gerne selbst nennt, Kult. Und zu seiner Freude entdeckte ihn sogar das deutsche Feuilleton, das der "Duzmaschine" Hartmann gerne Kumpanei und anbiedernde Interviewführung vorwarf. "Waldemar Hartmann - absolut lebens- und livetauglich", schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) damals. "Das möchte ich in fünfunddreißig, vierzig Jahren gern auf meinem Grabstein lesen", schreibt Hartmann jetzt und zieht sein Fazit aus der Zeit des großen Waldi-Rudi-Hypes vor fast zehn Jahren: "Ich war nicht der Papst. Aber ich war Weißbier."

Bevor er aber zu einer Institution der deutschen Fußball-Fernsehlandschaft wurde, versuchte er es auf andere Weise mit der öffentlichen Aufmerksamkeit. Niemand Geringeres als sein Freund Gerd Höllerich - besser bekannt als Roy Black - war es, der Hartmann dazu brachte, seine Karriere als Versicherungskaufmann an den Nagel zu hängen und sein Glück in der Unterhaltung zu suchen - als DJ, Moderator und Kneipenwirt, dem sogar einmal ein BeeGee die Verlobte ausspannen wollte.

Dann gab es noch einen Ausflug in den landespolitischen Journalismus - als Haus- und Hofberichterstatter des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU), den er offen bewundert und in seinem Buch "den Muhammad Ali der bayerischen Politik" nennt. "Genauso schwarz, genauso groß, genauso gefürchtet." Muhammad Ali war übrigens auch eines seiner großen Idole. Einst durfte er ihn als Pressesprecher begleiten - sogar bis unter die Dusche. "Er war nicht nur im Boxring der Größte."

Doch das ist nicht die einzige Anekdote, die Hartmann zum Besten gibt. Einmal nämlich verzockte er tatsächlich ein großes Heiligtum: die Lederhose von Uli Hoeneß. Er hatte sie ausgeliehen und war in voller Montur zum Spiel des FC Bayern gegen Werder Bremen gefahren. Hartmann wettete gegen Werder-Manager Willi Lemke auf einen Sieg der Bayern - und verlor. Der Wetteinsatz, Hoeneß' Lederhose, ging an die Bremer und liegt da noch heute im Trophäenschrank, wie Hartmann schreibt.

Dass Hoeneß ihm überhaupt seine Hose überließ, zeigt, dass Hartmann näher dran war an den Menschen, über die er berichten sollte, als andere. Das hat ihn immer auch journalistisch angreifbar gemacht. "Das ist so eine graue Theorie, die in den Journalistenschulen gelehrt wird", sagt er im Interview der Nachrichtenagentur dpa. "Wenn Sie sich die Praxis anschauen, den Berliner Betrieb zum Beispiel, dann stellen Sie fest, dass die Leute da auch in Hinterzimmern sitzen mit schwerem Rotwein und sogenannte Hintergrundgespräche führen. Und in meinem Fall: Fußball ist nichts Staatsgefährdendes. Wir reden immer noch über Sport."

Fast staatstragend wurde es dann aber doch im vergangenen Jahr, als "Waldis" Fernsehkarriere ziemlich abrupt endete. Per Pressemitteilung ließ die ARD ihn wissen, dass seine Fußballsendung "Waldis Club" Geschichte ist. "Stillos", nennt er das im Interview. "So geht man nicht miteinander um." Er selbst habe allerdings schon beschlossen, nicht mehr weiter zu machen, als die ARD ihm nur eine Vertragsverlängerung um ein Jahr bis 2013 anbot - ein Jahr vor der nächsten WM wäre dann Schluss gewesen.

"Das wäre genauso, wie wenn du den Vertrag von Joachim Löw bis 2013 verlängerst", schreibt Hartmann in seinem Buch - und: "Alles, was Falten hat, muss weg - vom Bergdoktor bis zum Hartmann." Für ihn sei das aber kein Grund, jetzt untätig zu sein. Schließlich sei er nun erstmal mit seinem Buch unterwegs - und sein Bühnenprogramm "Born to be Waldi" gebe es ja auch noch. Er sagt: "Ein Leben ohne Fernsehen war für mich schon lange vorstellbar."