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Von Hans Esser bis Kwami Ogonno: Günter Wallraffs Reportagen

Günter Wallraff ist seit fast 50 Jahren Missständen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt auf der Spur.

Köln (dapd-nrw). Der Kölner Schriftsteller und Journalist Günter Wallraff ist seit fast 50 Jahren Missständen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt auf der Spur. Seine Form der verdeckten Recherche, für die er immer wieder neue Identitäten annimmt, sind zu Wallraffs Markenzeichen geworden. Im Folgenden dokumentiert dapd die wichtigsten Reportagen des Enthüllungsjournalisten:

- Von 1963 bis 1965 arbeitete Wallraff in verschiedenen westdeutschen Industriebetrieben und berichtete in der Gewerkschaftszeitung sowie in einem Reportageband von seinen Erfahrungen.

- Für die 1969 veröffentlichten "13 unerwünschten Reportagen" ließ sich Wallraff unter anderem als vermeintlicher Alkoholiker in eine psychiatrische Klinik einweisen, nahm die Rolle eines Obdachlosen sowie eines Studenten auf Zimmersuche an.

- 1976 lockte er den ehemaligen portugiesischen Staatspräsidenten, General António Ribeiro de Spínola, in eine Falle und enthüllte dessen Putschpläne.

- Wallraffs wohl größter Coup war seine Arbeit in der hannoverschen Lokalredaktion der "Bild"-Zeitung, wo er 1977 mehrere Monate unerkannt unter dem Namen Hans Esser arbeitete. Das Erlebte dokumentierte er in dem Report "Der Aufmacher. Der Mann, der bei Bild Hans Esser war."

- 1985 veröffentlichte Wallraff seinen Reportageband "Ganz unten", für den er mit Maske und Toupet in die Rolle des türkischen Hilfsarbeiters Ali Levent schlüpfte. Der Bericht über die Schattenseiten des Leiharbeitergeschäfts, zu dem auch ein Dokumentarfilm erschien, wurde zu einem internationalen Bestseller.

- 2007 sorgte seine Reportage über die Arbeitsmethoden in Call-Centern für Aufsehen.

- 2008 arbeitete Wallraff einen Monat lang in einer Großbäckerei im Hunsrück, um anschließend die schlechten Arbeitsbedingungen, Sicherheitsmängel und Hygienezustände öffentlich zu kritisieren. Allerdings wurden seine Recherchen vor Gericht vor kurzem entkräftet. Der frühere Geschäftsführer wurde freigesprochen.

- Im Winter 2008/2009 war verkleidete sich Wallraff als Obdachloser "Wolfgang" und lebte auf Straßen, unter Brücken, in Obdachlosenasylen und Not-Übernachtungsstätten.

- Für seinen Kinofilm "Schwarz auf Weiß" (2009) war Wallraff als dunkelhäutiger Somalier Kwami Ogonno in Deutschland unterwegs, um unter anderem in Eckkneipen und Kleingartenvereinen den alltäglichen Rassismus aufzudecken.

- Im Mai 2012 prangerte Wallraff in einer Reportage für das "Zeit Magazin" und den Privatsender "RTL" die Arbeitsbedingungen beim Paketzusteller GLS an.