Leute
Newsroom

Springer gegen die Anderen: Mathias Döpfner kritisiert Buzzfeed und Burda

Einem Duell weicht Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner nicht aus. Jetzt hat er sich gleich zwei Konkurrenten vorgeknöpft. Und ihr Geschäftsmodell genüsslich auseinandergenommen. Aus Berlin Bülend Ürük.

Berlin - Endlich wieder der Innovator sein, endlich wieder mit positiven Nachrichten punkten. Döpfner, der in diesem Jahr viel Kritik für den Springer-/Funke-Deal einstecken musste ("Axel Springer würde sich im Grab umdrehen!"),  hat vor Journalisten zwei andere erfolgreiche Medienhäuser deutlich kritisiert.

Während er Buzzfeed öffentlich und beim Namen kritisierte, nahm er den Namen Hubert Burda Media nicht in den Mund.

 

Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG: "Ohne Journalismus hat Axel Springer keinen Sinn." Foto: Axel Springer

 

Doch bei seinen Ausführungen wurde schnell klar, dass er nur das Medienunternehmen des Offenburger Verlegers Hubert Burda meinen konnte.

Zusätzlich interessant an seiner Ausführung: Konzerngründer Axel Springer hat verfügt, dass immer ein Journalist das Berliner Unternehmen führen soll. Auch das war bislang in der Deutlichkeit zumindest nur wenig bekannt.

Döpfner betonte in seinen Ausführungen, dass sein Haus an Journalismus glaube und verwies auf das neue Leitbild des Konzerns: "Deswegen heißt dort der erste Satz in diesem Papier, in unserer "Homepage", Sinn und Seele des Unternehmens ist der Journalismus. Und dass ist ein sehr programmatischer Satz, weil tatsächliche die Seele des Unternehmens immer Journalismus war, es ist vom Journalisten gegründet worden, und sollte nach der Verfügung des Gründers auch immer von einem Journalisten geführt werden und dass ist das, was wir können. Und daraus ergibt sich eigentlich auch die zweite Komponente, der Sinn des Unternehmens ist Journalismus eben auch oder anders formuliert ohne Journalismus hat Axel Springer keinen Sinn."

"Wir würden jeden gesellschaftlichen Sinn verlieren"

Mathias Döpfner hielt sich mit klaren Worten nicht zurück, sagte, warum er nichts von der Entwicklung bei anderen Häusern hält, beispielsweise mit Tiernahrung Geld zu verdienen: "Wenn wir wie andere versuchen würden, die Rettung eines Medienunternehmens durch Änderung des Geschäftszwecks herbeizuführen, dann würden wir zwar wirtschaftlich überleben, aber wir würden jeden Sinn verlieren, jeden gesellschaftlichen Sinn und ich glaube übrigens auch irgendwann jede wirtschaftliche Unabhängigkeit weil Investmentfirmen die beliebig in Internetfirmen investieren, gibt es zu hunderten auf der Welt, da gibt es größere und bessere als wir, dafür braucht man uns nicht. Also wir sind vollständig davon überzeugt, dass unsere eigentliche Mission die erfolgreiche Etablierung von unabhängigen Qualitätsjournalismus in der digitalen Welt ist."

"Journalistische Qualität verbessern, Arbeitsplätze schaffen"

Döpfner betonte, dass es Axel Springer gelingen müsse, sich "mit jeder Zeitung vom Informationsträger Papier zu emanzipieren. Nur wenn wir das schaffen, werden wir uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht nur mit rückläufigen Auflagen- und Anzeigenerlösen zu befassen haben, sondern werden wir auch wachsendes, dynamisch-wachsendes, neues, journalistisches Geschäft betreiben können. Und dass bedeutet, dass wir journalistische Qualität verbessern können, dass wir Arbeitsplätze schaffen können, und dass wir unserer Rolle, die natürlich auch eine gesellschaftspolitische Rolle ist, überhaupt gerecht werden können."

So sieht das klare Bekenntnis eines Mannes aus, der für den Verkauf seiner Regionaltitel viel Kritik einstecken musste, die ihn auch persönlich getroffen hat.

Während sich andere Medienhäuser ungerne mit Mitbewerbern aus der Internetökonomie vergleichen, scheut Mathias Döpfner (sitzt seit 2006 im Aufsichtsrat von Time Warner) den Kampf auch dort nicht.

Gerade die Entscheidung des neuen leitenden Literaturredakteurs Isaac Fitzgerald von Buzzfeed, keine negativen Buchkritiken mehr veröffentlichen zu wollen, treibt Döpfner zur Weißglut: "Man muss sich dass einmal vorstellen, dass ein Internetjournalismusunternehmen offiziell per Dekret verbietet, dass negative Buchbesprechungen erscheinen. Also, es gab mal Zeiten, da nannte man das Kunstbetrachtung, sozusagen die erbauliche, positive Sicht auf die Dinge statt der zersetzenden Kritik. Die Logik, Menschen wollen doch nur das lesen wollen, was gut ist, soll die kritische Auseinandersetzung damit beenden. Unfassbar, also für mich eine unfassbare Einschränkung."

Jedoch sei diese Nachricht "zugleich eine wahnsinnig ermutigende Nachricht, weil dass können wir anders, dass können wir traditionell journalistisch denkenden Häuser, die von unabhängiger Recherche, von unabhängiger Meinungsbildung und natürlich von Kritik als Haltung leben, dass können wir besser", so Mathias Döpfner.

"Gute Nachricht für alle Journalisten"

Dass die Kapitalmärkte den Kauf des Fernsehnachrichtensenders N24 positiv bewertet hätten, sei für jeden Journalisten "eine gute Nachricht": "Und insofern finde ich das nicht nur ermutigend, dass wir uns so von anderen unterscheiden können, sondern dass die ganze negative Stimmung, was Journalismus-Modelle betrifft, sich offenbar im Moment gerade ein bisschen zu verändern scheint. Nur so kann ich mir das auch erklären, dass die N24-Transaktion, die wir gemacht haben, vom Kapitalmarkt überraschend positiv aufgenommen worden ist. Unser Kurs ist weiter gestiegen, dass ist keine Selbstverständlichkeit. Ich finde, dass ist eine gute Nachricht für jeden Journalisten, weil das heißt nicht nur Axel Springer glaubt an Journalismus sondern offenbar weite Teile des Kapitalmarktes beginnen auch Journalismus anders und besser wieder zu bewerten."

Bülend Ürük