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"Spiegel"-Erbin Franziska Augstein auf der Seite der Mitarbeiter: Entscheidung für Blome eine Katastrophe

Ist das die Ruhe vor dem Sturm? Zwar wird der umstrittene Neuzugang Nikolaus Blome wird kein stellvertretender Chefredakteur und die Mitarbeiter KG stellt sich hinter den designierten Chefredakteur Wolfgang Büchner. Aber Augstein-Tochter Franziska sieht das Erbe ihres Vaters bedroht.

Hamburg/Berlin (dpa) - Der Streit in der "Spiegel"-Redaktion um den Wechsel des "Bild"-Vizes Nikolaus Blome zu dem Nachrichtenmagazin ist nach dpa-Informationen entschärft. Demnach wollen sich die "Spiegel"-Mehrheitsgesellschafter - die Mitarbeiter KG - nicht mehr gegen den Wechsel Blomes stellen, wie es am Mittwoch aus Kreisen des Blattes hieß.

Der künftige "Spiegel"-Chefredakteur Wolfgang Büchner (47) hatte zuvor als Kompromiss angekündigt, Blome (49) nicht mehr wie ursprünglich von ihm geplant zum stellvertretenden Chefredakteur zu machen. Stattdessen soll der bisherige "Bild"-Journalist lediglich Mitglied der Chefredaktion werden. Am Nachmittag informierte die Mitarbeiter KG ihre Teilhaber, dass sie der Lösung zugestimmt habe.

Die Geschäftsführung der Mitarbeiter KG stelle sich hinter Büchner und Spiegel-Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe, zitierten mehrere Teilnehmer übereinstimmend aus der Versammlung. Ein Sprecher der KG war auf dpa-Anfrage zunächst nicht zu erreichen. Die Pressestelle des Spiegel-Verlags äußerte sich nicht.

Zugleich zeichnen sich in der Angelegenheit allerdings weitere Konflikte unter den Erben des verstorbenen "Spiegel"-Gründers Rudolf Augstein ab, die noch mit 24 Prozent am Verlag beteiligt sind. Augstein-Tochter Franziska sprach in einer Erklärung von einem Skandal. Ihr Halbbruder Jakob Augstein, der für die "Spiegel"-Erben spricht, hatte sich hingegen für Blome ausgesprochen.

Nach dem Kompromiss soll Blome künftig als Mitglied der Chefredaktion das Hauptstadtbüro in Berlin leiten. Dennoch war die Stimmung bei der Versammlung laut Teilnehmern aufgeheizt. Mehrfach fielen kritische Äußerungen wie "Der "Bild"-Mann ist das Problem."

Franziska Augstein, eine von vier Erben, erklärte: "Die Entscheidung der "Spiegel"-Gesellschafter, an dem Springer-Mann Nikolaus Blome festzuhalten, ist eine Katastrophe." In einer der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Mittwoch vorliegenden Erklärung der Journalistin hieß es weiter: "Anlässlich dieses Skandals erlaube ich mir, auf meinen Vater Rudolf Augstein zu verweisen: Er hätte diese Personalie niemals durchgehen lassen."

Die 48-Jährige verweist in ihrer Erklärung darauf, dass sich die Ressortleiter des "Spiegels" gegen Blome ausgesprochen hatten. "Und dies aus guten Gründen: Mit Herrn Blome wurde die NSA-Affäre in der "Bild"-Zeitung heruntergespielt. Mit Blome ist regierungsnaher Journalismus betrieben worden." Blome passe nicht in die Tradition des "Spiegels".

Am Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ist seit 2004 die Mitarbeiter KG mit 50,5 Prozent beteiligt, der Hamburger Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr mit 25,5 Prozent und Erben des Verlagsgründers Rudolf Augstein mit 24 Prozent.