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Sie waren WSJ.de: Vera Sprothen

Wall Street Journal Deutschland ist Geschichte. Zu den Machern gehörte Vera Sprothen.

Frankfurt - Die 36-Jährige war die Nachtredakteurin von Wall Street Journal Deutschland mit Dienstsitz in Australien.

Während deutsche Leser schliefen, nutzte sie den Zeitvorsprung in Sydney, um die Webseite von WSJ.de mit den wichtigsten Weltnachrichten zu aktualisieren – von Pleitebanken in Athen, über Fiskalklippen in Washington, bis hin zu Hauspreisen in Peking.

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln und Barcelona und einem Volontariat an der Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten, arbeitete Vera Sprothen zunächst als Redakteurin im Karriere-Ressort der Wirtschaftswoche. Seit 2006 lebt sie in Sydney, wo sie als freie Korrespondentin unter anderem für "Die Zeit", "Wirtschaftswoche" und "Die Welt" über Australien, Neuseeland und den Pazifik berichtete, ehe sie zum Wall Street Journal wechselte.

 


Team WSJ.de: Vera Sprothen (36) war Nachtredakteurin mit Dienstsitz Australien.

 

 

Kontakt

Twitter: Vera Sprothen

Wie ich zu Wall Street Journal Deutschland kam: Im April 2012 stieß ich zur WSJ.de-Redaktion. Ein befreundeter Journalist in Sydney hatte mich auf die Stelle aufmerksam gemacht, die ursprünglich für Hongkong ausgeschrieben war. Trotz einiger Zweifel (Kann man im Meer vor Hongkong auch surfen? Wie anders wäre das Leben in einer wuseligen asiatischen Metropole?) überwog die Neugier auf das spannende Projekt, die deutschsprachige Version einer internationalen Wirtschaftszeitung mit aufzubauen. Der Umzug nach Asien war am Ende nicht nötig – die Zeitverschiebung von bis zu zehn Stunden zwischen Frankfurt und Sydney erwies sich als Standortvorteil.

Mein größter Moment beim Wall Street Journal Deutschland: Wir haben die deutsche Medienlandschaft mit dem puren Enthusiasmus eines Start-ups betreten. „Attacke“ hieß unsere Losung. Dieser Teamgeist, dieser Glaube an unser Projekt hat uns anfangs zu Höchstleistungen angespornt. Wir arbeiteten häufig ohne Rücksicht auf Überstunden, haben Hand in Hand über Kontinente und Zeitzonen hinweg übersetzt, produziert und ungeheuer viel dazu gelernt. Legendär war die Nacht, als sich Präsident Barack Obama in den USA der Wiederwahl stellte und gewann. Das Frankfurter Team machte damals zeitgleich mit mir die Nacht zum Tag. Das war eine Irrsinnsleistung, auf die wir heute noch stolz sein können.

 

Team WSJ.de: Wer sind die Menschen, die WSJ.de geprägt haben? NEWSROOM stellt zum Abschied das Team um Chefredakteur Ralf Drescher vor: Sabrina Schadwinkel, Marion Schalk, Vera Sprothen, Florian Bamberg, Jörgen Camrath, Stephan Dörner, Peter Hein, Lars Ophüls, Jörn Rehren, Olaf RidderStefania Zampieri und natürlich Ralf Drescher selbst. B.Ü.

 

 

Lohnt sich Journalismus überhaupt noch? Was haben wir schon alles gehört: Die Branche geht den Bach runter. Die Jugend liest ja doch nicht mehr. Lohnschreiber. Schmierenjournaille. Letztlich glaube ich, dass es auch in Zukunft einen Bedarf für gut ausgebildete Wirtschaftsjournalisten gibt. Je komplexer die Finanzwelt, desto mehr braucht es fähige Leute, die in einfachen Worten globale Zusammenhänge aufdröseln können. Warum bekommen Mütter in Venezuela keine Babywindeln mehr, wenn der Ölpreis fällt? Wirtschaft ist spannend, wenn man erst einmal das Dickicht des Finanzjargons zu verständlichen Sätzen zurechtstutzt.

Zukunftspläne? Ich bleibe beim Wall Street Journal. Ab Januar werde ich als Märkte- und Konjunktur-Reporterin ins englischsprachige Redaktionsteam in Sydney wechseln. (B.Ü.)