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Reinhard Mohn starb im Alter von 88 Jahren

Mohn hat Bertelsmann zum Weltkonzern gemacht.

Gütersloh (ddp). Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn ist tot. Wie ein Sprecher der Bertelsmann AG am Sonntag in Gütersloh mitteilte, starb der Medien-Unternehmer am Samstag im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Steinhagen (Kreis Gütersloh). Zur Todesursache wurden keine Angaben gemacht. Mohn hatte 1947 in fünfter Generation das mittelständische Unternehmen übernommen und es zu einem der größten Medienkonzerne der Welt entwickelt.

Mohn wurde am 29. Juni 1921 in Gütersloh geboren. Nach Kriegsgefangenschaft und Beginn einer Buchhändlerlehre übernahm er die Leitung des familieneigenen Druck- und Verlagshauses (C. Bertelsmann Verlag). Dabei expandierte er schnell in neue Märkte. Dazu entwickelte er auch unkonventionelle Ideen und schuf eine der weltweit größten Buch- und Vertriebsorganisationen, indem er Buchclubs gründete und Bücher per Vertreter und Katalog zu den Menschen nach Hause liefern ließ. Bereits in den 1960er Jahren leitete er mit der Gründung des Buchclubs in Spanien die Expansion in die Auslandsmärkte ein.

1971 wandelte er das Familienunternehmen in eine Aktiengesellschaft um, dessen Vorstandsvorsitzender er wurde. 1977 gründete er die Bertelsmann Stiftung, die sich unter anderem in den Bereichen Medizin und Gesundheitswesen, Staat und Verwaltung sowie auf dem kulturellen Sektor engagiert. 1981 schied er aus dem Bertelsmann-Vorstand aus, zehn Jahre später legte er sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender nieder. Bis zuletzt verfolgte er aber die Entwicklung der Bertelsmann AG als Mitglied der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG) und als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates. Bei der Bertelsmann Stiftung gehörte er bis zu seinem Tode dem Kuratorium an.

Bertelsmann ist eines der weltweit führenden Medienunternehmen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen mehr als 100 000 Mitarbeiter in über 50 Ländern.

In Anerkennung für sein Wirken als Unternehmer und Stifter hat Mohn zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen erhalten. So wurden ihm unter anderem der Bundesverdienstorden mit Stern der Bundesrepublik Deutschland und die Ehrenmitgliedschaft im Club of Rome verliehen. 2007 hat er den deutschen Gründerpreis für sein Lebenswerk bekommen.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würdigte am Sonntag die Arbeit von Reinhard Mohn. Der ehemalige Bertelsmann-Chef sei "ein Visionär" gewesen, dem die Mitarbeiter und nicht die Aktienkurse wichtig gewesen seien, sagte er. Mohn habe ein Unternehmen leiten wollen, in dem jeder Mitarbeiter mit seinen Fähigkeiten ernst genommen wird. Zudem habe er die Bertelsmann Stiftung gegründet, die neue Ideen für eine bessere Gesellschaft begründet habe.

Der Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Hubert Burda, bezeichnete Mohn als einen "der modernsten Unternehmer der Nachkriegszeit". Der Verstorbene habe "großen Anteil am ideellen Wiederaufbau unserer Nachkriegsdemokratie" gehabt.

Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Hartmut Ostrowski, sprach der Familie sein Mitgefühl aus. "Wir, das Haus Bertelsmann, unser Land, aber auch unsere Freunde in Europa und Übersee haben eine überragende Unternehmer- und Stifterpersönlichkeit verloren. Reinhard Mohn hat deutsche Wirtschaftsgeschichte geschrieben", sagte Ostrowski. Man verneige sich "mit größtem Respekt vor seinem Lebenswerk". Der Verstorbene habe wie kein anderer das verkörpert, was Bertelsmann ist: "ein weltoffenes und den Mitarbeitern verpflichtetes Unternehmen".

Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Gunter Thielen, erklärte, mit Mohn verliere "Deutschland und die Welt eine herausragende Persönlichkeit, die Wirtschaft und Gesellschaft der Nachkriegszeit maßgeblich geprägt" habe.0