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Neuer Herausgeber Kaube will „FAZ“ stärker in der Region verwurzeln

Für Jürgen Kaube, 52, ab Januar Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, steht fest: „Wir müssen verstanden werden.“ Von Bülend Ürük.

Frankfurt - Kaube glaubt nicht, dass in der „FAZ“ eine einzige Blattlinie gelten muss. Im Gegenteil, er verteidigt die Herausgeberkultur des überregionalen Blattes: „Eine Zeitung muss überraschen, neue Argumente und Erkenntnisse bieten. Egal, ob wir über die Ukraine oder über einen neuen Intendanten diskutieren. Wir müssen nur verstanden werden und interessant argumentieren. Dann kann es in einer Demokratie überhaupt nicht genug Streit geben.“

Interview mit "Allgemeine Zeitung" Mainz

 


Jürgen Kaube tritt Anfang Januar 2015 die Nachfolge des verstorbenene Frank Schirrmacher an. Jürgen Kaube wird dann als Herausgeber mit Werner D’Inka, Berthold Kohler und Holger Steltzner die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" führen. 

 

 

Das Interview, das Martin Eich geführt hat, ist in der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“ erschienen. Wir erinnern uns - einige Gründungsredakteure der „FAZ“ stammten von der „Allgemeinen Zeitung“ Mainz.

Im Gespräch gibt sich Jürgen Kaube übrigens sehr gelassen, was die neue Konkurrenz von „Focus“ und „Spiegel“ angeht, die zukünftig ja bereits am Samstag erscheinen wollen. Kaube: „Ich freue mich über jeden Konkurrenzkampf.“ Mitbewerber würden das Team zusätzlich motivieren: „Das Schlimmste wäre, wenn wir selbst uns vorwerfen müssten, die falsche Zeitung gemacht zu haben. Denn am Ende entscheidet die journalistische Qualität über Erfolg oder Misserfolg. Und Qualität hat die FAZ zu bieten.“

Interessant sind Kaubes Aussagen in der „Allgemeinen Zeitung“ auch zur regionalen Verbreitung der „FAZ“. Dabei gilt für ihn auch der Blick zur „Süddeutschen Zeitung“, die mehrheitlich in Bayern ihre Leser findet: „Unser Kernregion zwischen Marburg und Karlsruhe, ein Gebiet mit zweieinhalb Millionen Einwohnern, durchdringen wir nicht so stark wie die SZ den Großraum München. Und es ist eine interessante Frage, warum das so ist. Das müssen wir analysieren, hier müssen wir auch vom Feuilleton her besser werden.“

Eine Antwort, wie er die stärkere Verwurzelung schaffen möchte, muss Jürgen Kaube gemeinsam mit den anderen Herausgebern der "FAZ" finden.

Seit 1992 arbeitet Kaube für das "FAZ"-Feuilleton, seit 1999 ist er festes Redaktionsmitglied. Die Wissenschaften sind sein Metier mit der Seite "Forschung und Lehre", dem Ressort Geisteswissenschaften und neuen Sachbüchern. Seit 2012 ist er stellvertretender Feuilletonchef. Das Newsroom.de-Schwesterblatt “Medium Magazin" wählte ihn zum Journalist des Jahres 2012 im Bereich Wissenschaft.

Die Lage des Blattes bleibt unterdessen schwierig. Die "FAZ" (verkaufte Auflage: 305.747 Exemplare, laut IVW 3/2014) schreibt rote Zahlen - und muss sparen. Bis zu 200 Stellen sollen in den nächsten Jahren wegfallen, davon bis zu 40 in der Redaktion.

Bülend Ürük

Newsroom.de-Service: Martin Eich, "Allgemeine Zeitung" Mainz: „Wir müssen verstanden werden“ - Interview mit dem designierten FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube