Leute
DDP

Neue Aufgaben für ZDF-Journalist Theo Koll

Der 52-Jährige leitet auch die Innenpolitik und ist der neue "ZDF-Zahlenmann".

Mainz (ddp). ZDF-Journalist Theo Koll leitet seit 1. Mai neben der Außen- auch die Innenpolitik bei seinem Sender. Der frühere London-Korrespondent und "Frontal 21"-Moderator wurde Nachfolger von Bettina Schausten als Hauptredaktionsleiter Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik und wird am Sonntag (9. Mai) erstmals im regulären Wahleinsatz sein. Den neuen Posten übernahm er zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben als Außenpolitikchef. Mit dem 52-Jährigen sprach ddp-Korrespondentin Nathalie Waehlisch.

ddp: Sie verantworten nun neben der Außen- auch die Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik im ZDF, präsentieren neben dem "auslandsjournal" die "ZDF spezial"-Sendungen zu innen- und außenpolitischen Themen, das ZDF-Politbarometer sowie die aktuellen Ergebnisse in den ZDF-Wahlsendungen. Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?

Koll: Hutgröße 60 hilft.

ddp: Warum wurden die Bereiche in einer neuen Hauptredaktion zusammengelegt?

Koll: Ich halte es für eine kluge Strukturreform. Ist das Thema Afghanistan heute Innen- oder Außenpolitik? Oder die Berichterstattung über die Folgen der Vulkanasche? Die Trennung war in einigen Themenfeldern zunehmend künstlich, und außerdem sind in beiden Abteilungen Kolleginnen und Kollegen, die auch Kompetenzen in den jeweils anderen Bereichen haben und jetzt besser einbringen können. Insgesamt erhöhen wir durch die Zusammenlegung der beiden Bereiche unsere Chance, das aktuelle Zeitgeschehen flexibel und gut abzubilden.

ddp: Welche Baustellen sehen Sie noch im Bereich der Außen- und der Innenpolitik? Wird es unter Ihrer Ägide und in der neuen Redaktion Veränderungen geben?

Koll: Wir sind in der Krisenregion zwischen Pakistan und Iran strukturell unterbesetzt, da sollten wir ran. Ansonsten haben wir uns im "auslandsjournal" mit den xxl-Ausgaben die Möglichkeit geschaffen besonders wichtige Themen ausführlicher auszuleuchten. Wir haben das schon unter anderem beim Thema Afghanistan/Pakistan getan, und vor Beginn der WM schauen wir uns das Milliardengeschäft des globalen Fußballs näher an.

Ich möchte es immer wieder möglich machen, auch in neuen Formen und Formaten Themen zu präsentieren. So werden wir beispielsweise eine Woche vor der WM einen ganzen Tag im Leben Südafrikas vorstellen - 24 Stunden nonstop. Oder unser Format "Afrika unplugged" - drei Kollegen düsen mit einer kleinen Bühne quer durch Afrika, Richtung WM, und lassen spannende Menschen, die sie treffen, online auftreten. Ansonsten aber gilt zunächst Benjamin Disraelis Warnung: "Es ist leichter, Kritik zu üben, als recht zu haben." Ich werde mir also das Bestehende erst sorgfältig anschauen.

ddp: Welche Möglichkeiten sehen Sie, noch mehr jüngere Zuschauer anzusprechen?

Koll: In den xxl-Ausgaben des "auslandsjournal" haben zwei junge Kollegen, Andreas Stamm und Frederic Ulferts, eine herrliche und personalisierte Erzählform gefunden, die im Verlauf des 25 Minuten langen Beitrags in der jüngsten Ausgabe den Jugendanteil fast verdoppelt hat. In der Innenpolitik hat das Login-Format enormes Potenzial, auch jungen Wählern Politik nahe zu bringen, genauso wie die Online-Wahlsendungen "Wahl im Web".

ddp: Die NRW-Landtagswahl am 9. Mai wird Ihr Einstieg in die regelmäßige Präsentation der ZDF-Wahlsendungen sein. Wird es dadurch Änderungen geben? Und erwarten Sie eine spannende Wahl?

Koll: Das dürfte ein spannender Wahlabend werden, denn zur Zeit zeichnet sich keine klare Koalition ab - und die beiden Spitzenkandidaten liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Für mich als "ZDF-Zahlenmann" wird es ebenfalls ein spannender Abend, denn meine letzte ernsthafte Beschäftigung mit Zahlen war im Mathe-Abi - anno 1977.

ddp: Sie haben nun die Moderation des Theatermagazins "Foyer" abgegeben. Bedauern Sie es, nicht mehr Kultur präsentieren zu können?

Koll: Das wird mir sehr fehlen, vor allem auch die Zeit für regelmäßige Theaterbesuche. Dafür gibt's jetzt - als natürlichen Ausgleich - mehr Shakespeare: Die ganze (politische) Welt ist eine Bühne.

ddp: Hätten Sie noch einmal Lust, irgendwann eine Auslandskorrespondentenstelle zu übernehmen? Insbesondere noch einmal nach London zu gehen?

Koll: Meine geliebten Briten sagen "only fools go back - nur Toren kehren zurück." Das stimmt zwar nicht in jedem Fall, ist aber dennoch im Leben eine ganz gute Richtschnur.